Student an der 42 Heilbronn (Foto: SWR, Simon Bendel)

Was tun gegen Hackerangriffe?

Cybersecurity: Spezialisten werden in Heilbronn ausgebildet

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Christoph Schöneberger
Fotoshooting SWR Studio Heilbronn Mitarbeiter Dezember 2022 (Foto: SWR)

An der Programmierschule 42 in Heilbronn lernen Studierende, gegen Hackerangriffe vorzugehen. Dabei schlüpfen sie selbst in die Rolle der Hacker.

Die "Heilbronner Stimme" ist der neueste prominente Fall: Cyberangriffe mehren sich, auch Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken werden zum Ziel. Doch was kann man dagegen tun? In der Programmierschule 42 Heilbronn werden die Talente von heute darauf vorbereitet, für die Cybersicherheit von morgen zu sorgen.

Bornheim: Meist geht es um Lösegeldforderungen

Geschäftsführer Thomas Bornheim erklärt im SWR-Interview: Bei einem Cyberangriff gebe es Angreifer, die sich über das Internet bei einem Konzern einwählten. Wenn sie durch die Sicherheitsstufen kämen, hätten sie die Möglichkeit, das ganze System zu übernehmen und das Geschäft komplett lahmzulegen.

Hacker haben demnach ein Interesse daran, eine Art Lösegeldforderung zu stellen. Thomas Bornheim rät allen Unternehmen, unabhängig von Größe und Branche, genau nachzuschauen, wie sie aufgestellt sind. Wichtig sei es sicherzustellen, dass genutzte Systeme nicht fünf bis sechs Jahre alt seien, denn die Attacken seien extrem raffiniert. Bornheims Einschätzung zur Lage fällt vernichtend aus:

"Ich mache mir große Sorgen um Deutschland. Ich habe den Eindruck, dass wir digital in vielen Bereichen hinterher hängen. Wir spielen im Moment nicht mehr in der 2. Liga, sondern in der 3. Liga und da nicht oben mit."

Viele digitale Versäumnisse

In Deutschland habe man über Jahre hinweg verpasst, sich staatlich-behördlich darauf einzustellen und aufzurüsten. Zudem habe man versäumt, die Systeme sowohl wirtschaftlicher als auch sicherer zu machen. Das komme jetzt zusammen, so Bornheim.

"Heilbronner Stimme" hat schnell reagiert

Bei der Cyberattacke auf die "Heilbronner Stimme" lief nach wenigen Tagen wieder eine fast normale Zeitungsausgabe vom Band. Thomas Bornheim mutmaßt, die Zeitung habe es geschafft, bestehende Systeme zu parallelisieren und neu aufzubauen.

Aus dem Umkreis seiner Partner wisse er, es gebe auch Situationen, in denen Lösegeld im sechs- bis siebenstelligen Bereich gefordert werde. Das könnten die Betroffenen erst einmal bezahlen, damit das System wieder laufe. Im Nachgang versuchten sie dann das Geld wieder zurückzubekommen.

Studierende der 42 bauen selbst Viren

In Zukunft sollen auch Köpfe aus der Programmierschule 42 dabei helfen, nach IT-Angriffen "aufzuräumen" oder solche im besten Falle zu verhindern. Laut Bornheim lernen die Studierenden hier Sachen, die anderswo sogar illegal sind. Denn sie bauen tatsächlich Computer-Viren; sie lernen, wie man Angriffe als Hacker macht. So könnten sie später auch auf der "anderen Seite" sitzen und noch besser verstehen, wie man sich gegen Hackerangriffe verteidigt.

Zwei Studierende machen Praktikum bei Schwarz-IT

Aber nicht nur die Cybersicherheit von morgen, auch die von heute kommt aus Heilbronn. Nach Angaben von Geschäftsführer Bornheim absolvieren derzeit zwei Studierende der Programmierschule 42 bei einer Firma in Tel Aviv, Israel, ein Praktikum. Die Firma sei eine Akquisition der IT der Schwarz-Gruppe. Dort lernten die Studierenden zu programmieren und Cybersecurity zu entwickeln. Dass die Studierenden dabei so tief in dieses Thema hineinschauen könnten, darauf sei er "unheimlich stolz", so Bornheim.

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