Skifahrer sitzen in einem Sessellift im Skigebiet Plose in den Lüsner Bergen in den Dolomiten. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Daniel Karmann (Archiv))

Pandemiebeginn im Main-Tauber-Kreis

Vor zwei Jahren: Wie ein Skiclub durch Corona bekannt wurde

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Rosi Düll

Am 4. März 2020 ist im Main-Tauber-Kreis der erste Corona-Fall vom Gesundheitsamt bestätigt worden und der Skiclub Elpersheim erlangte über Nacht traurige Bekanntheit.

Alexander Fruh ist seit mehr als zehn Jahren Vorsitzender des Skiclubs Elpersheim, einem Stadtteil von Weikersheim. An diesen 4. März 2020 und die Tage danach möchte der 48-Jährige am liebsten gar nicht mehr zurückdenken.

Nach einer Familien-Skifreizeit in Südtirol war mehr als die Hälfte der 40-köpfigen Gruppe positiv auf das Coronavirus getestet worden, der Main-Tauber-Kreis hatte seinen ersten Corona-Hotspot. Was seit dieser Zeit passiert sei - ob im Skiclub oder privat mit Krankheiten, "war eine harte Zeit" und er hoffe, dass es sich lege und irgendwann besser werde.

Noch heute heißt es: "Das waren doch die mit Corona"

Der Vereinsvorsitzende ist beruflich viel unterwegs in der Region und wenn er bei Kunden erzählt, dass er aus Elpersheim kommt, heißt es heute oft noch: Skiclub Elpersheim? "Das waren doch die mit Corona…".

Dann müsse er vieles zurechtrücken, was sich damals herumgesprochen hatte. Gerüchte, die sich teilweise immer noch hartnäckig halten, Falsch-Informationen, die für Anfeindungen sorgten.

"Wir waren halt die Ersten, die positiv waren oder besser gesagt getestet wurden", sagt der Familienvater und ergänzt, schon zuvor seien Schulklassen von Skiausfahrten zurückgekommen, da hätten manche ebenfalls grippeähnliche Symptome gehabt. Da sei aber noch nicht getestet worden.

Handy stand nicht mehr still - Corona-Test in Garage

Wie ein Lauffeuer hatte sich der Corona-Ausbruch im Skiclub damals verbreitet. Über 40 WhatsApp-Nachrichten seien auf seinem Handy gewesen, als er vom Corona-Test zurückkam, der damals am Caritaskrankenhaus in Bad Mergentheim noch in der Rettungswagen-Garage gemacht wurde, erzählt Fruh.

"Das lief noch ziemlich unkoordiniert ab in dieser Anfangszeit."

Sehr belastend waren vor allem die Anfeindungen, die insbesondere in den sozialen Netzwerken über die Gruppe hereinbrachen, auch die Blicke der Nachbarn, die teilweise auf Distanz gingen. Vorstandskollegin Elisa Heiligers schüttelt noch immer den Kopf, wenn sie daran denkt, dass sich einige aus der Gruppe, die sich infiziert hatten, noch nicht mal mehr in ihren eigenen Garten getraut hätten. Gerade in den kleineren Dörfern hätte es manch einen vielleicht mehr getroffen als andere, meint sie. Zum Großteil habe sich das gelegt aber "der eine oder andere knabbert natürlich trotzdem noch daran".

Die 33-Jährige möchte vor allem die "unglaubliche Unterstützung" in dieser Zeit herausstellen, die es genauso gab: Kuchen und Bastelpakete zum Beispiel, die bei betroffenen Familien vor die Tür gestellt wurden.

Long Covid: Abgeschlagenheit und Geruchs- und Geschmackssinn weg

Elisa Heiligers hatte sich im März 2020 auch mit dem Coronavirus infiziert, genauso wie Alexander Fruh. Der 48 Jahre alte Familienvater hatte zunächst relativ milde Symptome. Heute kämpft er mit Long-Covid, fühlt sich schnell schlapp und seit mehr als eineinhalb Jahren ist sein Geschmacks- und Geruchssinn weg. Große Hoffnungen setzt Fruh jetzt auf seine Reha Ende März. An der Skifreizeit nimmt er nicht teil.

Nach der letztjährigen Komplett-Pause hat sich der Club in diesem Jahr wieder für eine mehrtägige Ausfahrt entschieden, wieder nach Südtirol, wieder in den Faschingsferien, wieder mit Privat-Pkw, so wie 2020. Lange habe man im Vorstand diskutiert, berichtet Elisa Heiligers, die mitfährt.

"Aber es ist immer noch so ein Beigeschmack und man ist vorsichtig."

Hoffen auf Skisaison ohne Corona

Der Skiclub Elpersheim genieße nach wie vor einen guten Ruf, sei prima aufgestellt, sagt der Vereinsvorsitzende Fruh und hofft, dass im nächsten Winter eine ganz normale Skisaison möglich ist - ohne Corona. Die Skifahrer seien eben damals die Ersten gewesen aber nicht die Letzten. Und: "Die Zeit heilt die Wunden".

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