Programme mit Künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT können mittlerweile Hausarbeiten schreiben und Prüfungsaufgaben innerhalb von Minuten beantworten. Doch wie überlegen ist ChatGPT dem Menschen tatsächlich? Das hat sich Seon-Su Kim gefragt, Professor an der Dualen Hochschule (DHBW) Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis). Die Studierenden durften das Programm in der Vorlesung nutzen, um sich Antworten zuflüstern zu lassen und sollten dann außerdem ein Thema damit recherchieren, das sie danach wissenschaftlich präsentieren sollten.
"Dabei haben Sie bemerkt, dass ChatGPT nicht perfekt ist und durchaus auch mal Inhalte erfindet."
Das Fazit einiger Studierender: Am Ende war es mehr Arbeit herauszufinden, was stimmt und was nicht, als die Recherche selbst zu machen.
Auswendiglernen - nicht mehr nötig?
Doch die KI wird besser werden Fakten richtig wiederzugeben. Lohnt es sich dann überhaupt noch Informationen im Studium auswendig zu lernen, wenn der neue Teampartner ChatGPT mir die Infos sofort zuspielen kann?
Prof. Ulf Ehlers erforscht das Lernen der Zukunft an der DHBW. Für ihn sind drei Aspekte entscheidend, um der Maschine überlegen zu bleiben: Wissen, Erfahrung und Haltung. Nur mit Erfahrung könne man Wissen anwenden. Die Haltung ist wichtig, um überhaupt initiativ zu werden.
"[Wissen, Erfahrung und Haltung] - diese drei Komponenten sind wichtig, um erfolgreich handeln zu können."

KI kann Menschen nicht die Einordnung von Fakten abnehmen
Dafür hat die DHBW sogenannte Assessment Labs erstellt, also Lernräume, in denen es vor allem um die Bewertung von Erfahrungen geht. Was läuft gut und was läuft schlecht? Das kann eine KI nicht beantworten, sondern hier müssen die Studierenden ihren eigenen Kompass finden. Und das ist etwas, was schon seit jeher Kernaufgabe eines Studiums ist, findet Campusleiter Seon-Su Kim aus Bad Mergentheim:
"Differenziert und kritisch mit den Argumenten umzugehen - das ist der Kern des Studiums und daran hat sich nichts geändert."