Finanziert wird das Campus Lab von der Dieter Schwarz Stiftung, also dem Gründer von Lidl und Kaufland. Wie meist gibt es zu den genauen Kosten des Projekts keine näheren Angaben. Dieser Tage fand der offizielle Spatenstich statt.

Im Jahr 2024 soll das markante Gebäude stehen und bezogen werden können. Es entsteht auf dem Bildungscampus nahe dem Heilbronner Europaplatz. Auf den Entwürfen ist viel Glas, viel Transparenz zu sehen, das Campus Lab soll zum offenen Austausch einladen.
"Der Spatenstich ist für uns ein weiterer Meilenstein auf dem Weg, unsere Vision eines lebendigen Startup- und Innovations-Ökosystems zu verwirklichen. Wir verstehen uns als Startup-Schmiede und wollen durch Innovationen und Erfolge deutschlandweit für Aufmerksamkeit für die Region sorgen."
Seit 2019 gibt es die Campus Founders bereits, die aktuell in der früheren Bibliothek des Bildungscampus sozusagen eine Übergangsbleibe gefunden haben.
Wer dort die Räume betritt, fühlt sich eher wie in einem privaten Wohnzimmer. Überall stehen Sofas, viele Pflanzen, ein Tischkicker und es gibt eine Kaffeecke. Startup-Gründer sollen sich hier wohlfühlen und in den kreativen Austausch kommen.

"Startups sind von herausragender Bedeutung für die Entwicklung neuer und disruptiver Geschäftsfelder sowie für die Bewältigung von Transformationsprozessen. Die Dieter Schwarz Stiftung freut sich, dass mit dem Spatenstich für das neue Gebäude ein weiterer, für Heilbronn und die Region wichtiger Entwicklungsschritt erreicht werden konnte."
Geschäftsführer der Campus Founders ist seit 2019 Oliver Hanisch. Er lebte zuvor in Kalifornien und hat selbst schon Unternehmen gegründet. Er war ganz nah dran an der amerikanischen Startup-Szene.
Der Weg von Kalifornien ins Unterland ist ihm nicht schwergefallen. Ihn fasziniert die Entwicklung von Heilbronn zur Wissensstadt und die wirtschaftliche Stärke der Region Heilbronn-Franken.

"Ich finde es unglaublich spannend, was hier passiert. Hier gibt es eine große Vision für die Stadt und die Region. Das hat mich auch inspiriert, meine Zelte in Kalifornien abzubrechen und hierher zu kommen."
Fitnessstudio für Gründer
Die Campus Founders vergleicht Oliver Hanisch mit einem Fitnessstudio. Hier gebe es individuelle Angebote und eine entsprechende Infrastruktur für Gründer. Der Startup-Schmiede ist wichtig, viel Wissen zu vermitteln, wie man eine Geschäftsidee in die Praxis umsetzt.
Großes Netzwerk
Dazu nutzen die Campus Founders ihr Netzwerk. Die Macher sprechen allerdings lieber von einem "Ökosystem". Es gibt viele Kontakte zu Hochschulen und Unternehmen sowie Firmenchefs. Hinzu kommt ein individuelles Coaching.
Bad Rappenauer will Audit-Wesen revolutionieren
Der 35 Jahre alte Maschinenbauingenieur Manuel Fischer aus Bad Rappenau (Kreis Heilbronn) ist von einem befreundeten Unternehmer auf die Campus Founders aufmerksam gemacht worden.
"Es ist eine sehr familiäre Atmosphäre. Man fühlt sich von der ersten Minute an sehr wohl. Der Reiz ist einfach, was Neues auszuprobieren und zu sehen, wie weit man kommt."
Fischer, der hauptberuflich bei Bosch in Stuttgart arbeitet, will das Auditwesen in Unternehmen revolutionieren. Audit bedeutet, das Firmen gewisse Prozesse und Abläufe dokumentieren müssen. In diesen Daten steckten viele spannende Informationen, die jedoch nicht genutzt würden, so Fischer.
Mit einer neu entwickelten Cloud-Software sollen diese Audit-Prozesse digitalisiert werden. Der Vorteil: Das Unternehmen bekommt am Ende viel mehr Informationen als bisher.
"Ein Manager kann aus unseren Daten herauslesen, wo Stärken und Schwächen im eigenen Unternehmen liegen und das wieder verwenden, um die strategische Unternehmensplanung zu machen."
Der Bad Rappenauer verfolgt die Geschäftsidee mit drei engen Freunden, die alle hauptberuflich arbeiten. Das Unternehmen trägt den Namen Paragon. Das Quartett sucht jetzt Firmen, die das Programm einsetzen. Die größte Hürde sei aktuell, in den Markt hinein zu kommen. Die Campus Founders geben auch hier Hilfestellung. Hinzu kommt die Frage, wie das weitere Geschäftsmodell finanziert wird.
Manuel Fischer ist überzeugt von seiner Geschäftsidee. Ob er seinen Hauptjob bald an den Nagel hängen wird, das weiß er noch nicht. Aber auch diese Frage stelle sich natürlich, so der 35-Jährige.
Campus Lab will Lust auf das Gründen machen
Campus-Founders-Geschäftsführer Oliver Hanisch ist überzeugt, dass noch sehr viel Potential in dem Thema "Startup-Gründung" steckt. Man müsse Studentinnen und Studenten aber dafür begeistern, zumal sich viele Absolventen meist keine Sorgen über einen sicheren und gut bezahlten Job in der Wirtschaft machen müssen.
"Selbst ein Unternehmen zu gründen, ist ja auch teilweise eine Qual. Da muss man auch verzichten mal eine Weile, um vielleicht nachher auch den ganz großen Erfolg zu haben."
Mit dem neuen Campus Lab sollen ab 2024 jedenfalls noch mehr Menschen ermuntert werden, selbst etwas aufzubauen und den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen.