Der mutmaßliche "Reichsbürger", der vor rund drei Wochen in Boxberg-Bobstadt (Main-Tauber-Kreis) auf Polizeibeamte geschossen und einen Polizisten schwer verletzt haben soll, war in der regionalen sogenannten Querdenker-Szene aktiv. Der 54-jährige Mann hatte nach SWR-Erkenntnissen jahrelang als Trainer für verschiedene Kampfsportarten gearbeitet. Am Freitag hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe als ermittelnde Behörde erneut das große Anwesen in Bobstadt durchsuchen lassen. Zahlreiche SEK-Kräfte waren vor Ort.
"Soweit bekannt, verliefen die Maßnahmen bislang ohne besondere Zwischenfälle", hieß es dazu von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Unter anderem sei das Anwesen durchsucht worden, in dem der Mann wohnte. Hintergrund sei ein Ermittlungsverfahren gegen insgesamt sieben Menschen, darunter zwei Frauen. Es gehe insbesondere um den Verdacht möglicher Verstöße gegen das Waffengesetz.

Schon zweiter SEK-Einsatz in Boxberg
Bereits am 20. April war es in Boxberg zu einem Großeinsatz gekommen: Bei einer Wohnungsdurchsuchung wegen Verdachts auf illegalen Waffenbesitz waren in Boxberg-Bobstadt Schüsse gefallen. Ein wohl den sogenannten Reichsbürgern zuzuordnender Mann widersetzte sich der Durchsuchung und schoss auf die Beamten, hieß es.
Über 250 Einsatzkräfte waren vor Ort. Das Gewaltpotenzial war hoch, so die Aussage in einer Pressekonferenz nach dem Einsatz. Durch die Schüsse wurde ein Polizist am Bein getroffen und schwer verletzt, allerdings nicht lebensgefährlich. Der Schütze konnte schließlich festgenommen werden. Weitere sechs Menschen wurden festgenommen, darunter zwei Frauen. Sie kamen später wieder auf freien Fuß.
Ermittler fanden Munition und Waffenkammern in Boxberg
Zwei begehbare Waffenkammern hätten die Ermittler in zwei Wohnhäusern vorgefunden und haufenweise Waffen, darunter auch eine Kalaschnikow, so Andreas Stenger, der Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg. "Sehr überrascht" habe sie das, was sie in den beiden Wohnhäusern entdeckten: Schnellautomatische Waffen, Kriegswaffen, Handfeuerwaffen, Stichwaffen sowie nationalsozialistische Devotionalien wie eine Reichskriegsflagge. "Irre viel" Munition hätten die Ermittler nach eigenem Bekunden gefunden, zum Teil in Munitionsgürteln. Auch eine Cannabis-Plantage sei entdeckt worden. Im Wohnzimmer sei man auf ein aufgestelltes Maschinengewehr gestoßen.