Beim Autozulieferer Bosch laufen die Verhandlungsrunden über den verschärften Sparkurs. Betriebsrat Helmut Meyer vom Standort in Abstatt (Kreis Heilbronn) stört dabei, dass das Management bislang keine positive Vision für die Standorte auf den Tisch gelegt habe. Die Arbeitnehmervertreter sollen den Sparkurs mittragen, gleichzeitig gebe es aber keine stabilen Zusagen über die künftigen Schwerpunkte und Chancen, so Meyer. Dies deutlich zu machen, sei in den kommenden Verhandlungsrunden besonders wichtig.
Schlechte Stimmung
Konzernchef Stefan Hartung hatte eine weitere Sparrunde angekündigt. Davon sind vor allem die Zukunftsbereiche wie die Softwareentwicklung (XC) betroffen. Wie viele Stellen am Ende an welchen Standorten genau wegfallen, ist noch unklar, so Meyer. Besonders in den Bereichen, wo abgebaut wird, herrsche unter den Beschäftigten Unsicherheit und schlechte Stimmung. Die Entwicklung ist in einigen Abteilungen derzeit stark unter Druck, da zum Beispiel Projekte wie das autonome Fahren von den Autoherstellern momentan kaum nachgefragt werden.
Krise in der Autoindustrie Bosch will weitere Stellen streichen
Der Stellenabbau bei Bosch geht weiter. Konzernchef Hartung sagt, das sei unausweichlich. Zur Zeit profitiere der Konzern noch von verkauften Verbrennern.
EU-Lockerung bei Abgasgrenzwerten nur "Galgenfrist"
Dass die EU den Herstellern drei Jahre mehr Zeit einräumen will, um die gerade erst verschärften Abgasgrenzwerte einzuhalten, sei lediglich eine "Galgenfrist" für Bereiche, die davon abhängen, meint Meyer. Diese Verlängerung ersetze aber auf keinen Fall fehlende Perspektiven in den Innovationsbereichen. Hier müsse Bosch stark bleiben.
Wechsel in die Rüstungsindustrie
Für einige Hundert Beschäftigte in Abstatt, deren Arbeitsplatz wegfallen soll, gibt es Vermittlungsprogramme. Diese haben zum Teil externe Partner, auch aus dem Bereich der Rüstungsindustrie, so Meyer. Der Schwerpunkt liege für den Betriebsrat aber auf der konzerninternen Vermittlung und Weiterqualifizierung von Mitarbeitenden. Der SWR hatte am Dienstag berichtet, dass auch Beschäftigte von Continental Angebote aus der Rüstungsindustrie bekommen haben sollen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) will die Rüstung zu einem neuen Schwerpunkt im Land machen.