Christian Berner CEO Berner Group (Foto: Pressestelle, © Berner SE)

Künzelsauer Familienunternehmen meldet Rekordumsatz für 2021/2022

Chef der Berner Group: "Wir sind schon länger in einem Wirtschaftskrieg"

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Sehr gute Zahlen für die Berner Group aus Künzelsau (Hohenlohekreis): Der Umsatz legt auf 1,1 Milliarden Euro zu. Der Berner-Chef zieht eine Bilanz zum Kölner Holding-Standort.

Im schicken Kölner Rheinauhafen hat Christian Berner sein Büro. Von seinem Schreibtisch aus kann er den Kölner Dom und den Rhein sehen. Im Jahr 2015 hatte Berner den neuen Holding-Standort eröffnet, als strategischen Sitz. Die Entscheidung für Köln hatte damals in der Region Heilbronn-Franken für Diskussionen gesorgt. Von "Abwanderung" oder gar "Abkehr" war die Rede.

Ein Gebäude der Firma Berner in Köln (Foto: Pressestelle, © Berner SE)
Im Kölner Rheinauhafen hat die Berner-Holding ihren Sitz.

Der junge Vorstand hatte den Schritt damals damit begründet, es sei in Künzelsau schwierig und dauere schlicht zu lange, um an ausreichend Fachkräfte zu kommen. Diese sollen die digitale Transformation der Berner Group mit rund 8.200 Mitarbeitenden in über 25 Ländern vorantreiben können. Im exklusiven Gespräch mit dem SWR Studio Heilbronn zieht Christian Berner, der mittlerweile Alleineigentümer des Familienunternehmens mit einem Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro ist, ein positives Fazit.

Interieur Berner Group Köln (Foto: Pressestelle, © Berner SE)
Viel Glas und Licht in den Büros.

"Die Entscheidung für Köln ist für uns ein voller Erfolg auf ganzer Linie. Der Schritt ist der absolut richtige gewesen. Wir haben die Leute bekommen, die wir gebraucht haben."

Mit rund 70 Mitarbeitenden ging es in Köln los, inzwischen sind es dort fast 150. Aber auch in Künzelsau, darauf legt Christian Berner großen Wert, habe die Holding noch ein Standbein mit aktuell jetzt 127 Mitarbeitenden. Vor dem Teilumzug seien es dort 110 Beschäftigte gewesen. "Man sieht in Köln ein extremes Wachstum, aber auch in Künzelsau", so der Firmenchef.

Ein Gebäude der Firma Berner in Künzelsau (Foto: Pressestelle, © Berner SE)
Der Berner-Stammsitz in Künzelsau.

Dass seine Entscheidung für Köln in Heilbronn-Franken kritisch diskutiert wurde, damit hat er gerechnet. Er habe damals auch Stimmen gehört wie "dann mache halt mal dein Digitallabor da in Köln".

"Wir haben in Künzelsau keine Controller bekommen, keine Leute für das Personalwesen und den Vertrieb. Das war eigentlich flächendeckend."

Die Entscheidung für Köln hatte Christian Berner bewusst und sorgfältig getroffen, auch andere Städte waren zuvor in der Prüfung. Für die Rheinmetropole sprach letztlich die zentrale Lage, eine gute Verkehrsinfrastruktur, die Nähe zu Flughäfen und die Bildungslandschaft.

Gestörte Lieferketten machen aktuell Probleme

Aktuell machen dem europäischen Handelsunternehmen, das mit Materialien für den Bau-, Mobilitäts- und Industriesektor handelt, die gestörten Lieferketten enorm zu schaffen. Vor Chinas Häfen etwa würden nach wie vor viele Schiffe festliegen, betont der Unternehmer.

"Beschaffung ist das schwierigste Thema. Das geht jetzt seit eineinhalb Jahren schon so. Das ist derzeit unser einziges Problem."

eCommerce-Umsatz deutlich gestiegen

Dennoch kann Berner für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22 sehr gute Zahlen verkünden. Der Umsatz erreichte eine neue Höchstmarke. Er liegt mit 1,119 Milliarden Euro um 7,8 Prozent über dem Vorjahr. Überproportionale Wachstumsraten habe es im Handelsgeschäft in den Segmenten Automotive und Bau gegeben. Der eCommerce-Umsatz habe um rund 28 Prozent auf mehr als 150 Millionen Euro zugelegt.

"Ich freue mich, dass es uns trotz vieler Verwerfungen auf den Liefermärkten und Engpässen bei den Logistikern gelungen ist, den Umsatz auf eine historische Bestmarke zu steigern."

Die Berner Group sei auch erfolgreich in das neue Geschäftsjahr gestartet. Im Bausektor wachse Berner allerdings nur halb so schnell wie im Automotive-Bereich. Die steigenden Bauzinsen und deutlichen Preissteigerungen für Baustoffe blieben nicht ohne Folgen auf die Nachfrage, so Christian Berner.

Deutscher Mittelstand im globalen Wettbewerb

Intern sage er schon seit vier Jahren den Mitarbeitern, so der Familienunternehmer, dass man sich im Wirtschaftskrieg befinde. Diese Formulierung könne zwar von manchen auch falsch verstanden werden, aber Fakt sei, dass der Mittelstand im globalen Wettbewerb bestehen und überleben müsse.

"Cyberangriffe gibt es schon seit Jahren. Ich habe immer den Satz geprägt, wären das Kugeln oder Bomben, die dort einschlagen, dann würden wir ganz anders reagieren."

Amerikaner und Chinesen würden versuchen, Europa den Wohlstand wegzunehmen. Gerade die Familienunternehmer hätten die Mission, darum zu kämpfen, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort in Zukunft überhaupt noch eine Bedeutung habe.

"Die wirklichen Zerwürfnisse und die Umstellung der Welt geht schon eine ganze Weile."

Beim digitalen Umbau des Unternehmens sieht sich der Unternehmer auf einem sehr guten Weg. Wer digital einkaufen wolle, könne das bei Berner tun. Eine wichtige Rolle werde aber auch weiterhin der Außendienst spielen und damit der direkte persönliche Kontakt.

"Wir wollen in über 60 Depots in den nächsten Jahren investieren. Es wird immer auch einen Außendienst geben. Es ist nicht immer alles nur digital."

Die Berner Group habe die Corona-Krise bislang gut durchgestanden. "Wir haben genügend Cash", so Christian Berner. Zum Ergebnis macht das Unternehmen traditionell keine Angaben.

"Wir wollen dieses Jahr auch einen großen Umsatz holen. Wir rechnen jederzeit aber auch damit, dass es einen Rückschlag geben kann."

Investitionen in der Region

Auch in der Region Heilbronn-Franken würden aktuell Investitionen geplant. So denke man etwa an Erweiterungen in Künzelsau. Mehr könne er dazu aber nicht sagen, so der zweifache Familienvater. Auch der Standort der BTI Befestigungstechnik in Ingelfingen (Hohenlohekreis), die zur Berner-Gruppe gehört, habe viel Zukunft. Zuletzt sei etwa massiv in die BTI-Logistik investiert worden.

Höchster Halbjahresumsatz seit Bestehen

Wirtschaftlich läuft es für die Berner Group trotz der Kriegs- und Coronafolgen rund. Im ersten Geschäftshalbjahr 2021 von April bis September steigerte Berner den Gruppenumsatz um 10,2 Prozent auf 554 Millionen Euro. Damit erreichte das Familienunternehmen den höchsten Halbjahresumsatz seiner Geschichte. Die größten Zuwächse erzielte die Berner Group im e-commerce-Verkaufskanal mit einem Plus von 44 Prozent.

Mit Ende 20 an die Firmenspitze

In diesem Jahr ist Christian Berner bereits seit zehn Jahren Chef des Unternehmens. 2012 hatte er mit gerade einmal 28 Jahren als CEO die Führung der Berner Group übernommen. Die vergangenen Jahre seien für ihn schon ein "wilder Ritt" gewesen.

"Ich durfte so viel lernen in diesen zehn Jahren wie andere Leute in 30 Jahren lernen. Ich fühle mich dadurch heute sehr sicher."

Auf dem Regal hinter seinem Schreibtisch in Köln steht auch ein Bild in schwarz-weiß von seinem Vater Albert Berner, der das Unternehmen aufgebaut hat und jetzt 86 Jahre alt ist. Man sieht ihn darauf in jungen Jahren am Schreibtisch in Künzelsau sitzen.

Das Bild habe für ihn eine hohe Symbolkraft, so Christian Berner. Sein Vater habe aus dem Nichts mit vielen Herausforderungen die Firma aufgebaut. Er stehe als nächste Generation vor anderen Herausforderungen, die er ebenfalls meistern müsse, auch das verbinde Vater und Sohn.

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SWR