Maßregelvollzug im ZfP Weinsberg (Foto: SWR, Simon Bendel)

Ausbruch wie im Film

Flucht aus Weinsberger Psychiatrie: So sind die vier Männer entkommen

Stand

Eine Woche nach der Flucht von vier Männern aus der geschlossenen Psychiatrie in Weinsberg wird weiter ermittelt. Es gibt neue Details, wie dem Quartett die Flucht gelang.

Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hatte noch am Wochenende angekündigt, den Fall zu prüfen: Wie kam es dazu, dass vier Männer aus dem Weinsberger Klinikum (Kreis Heilbronn) ausbrechen konnten? Am Mittwoch informierte der Minister im Sozialausschuss des Landtags über den aktuellen Stand der Ermittlungen.

Mit drei aneinander geknoteten Leintüchern abgeseilt

Mit Hilfe eines schweren Beistelltischs mit einer Metallplatte haben die vier Männer laut Lucha eine Panzerglasplatte aus dem Rahmen des Flurfensters gedrückt. Genau dieses Fenster war nicht vergittert. Danach seilten sie sich an drei aneinander geknoteten Leintüchern nacheinander ab und flüchteten. Aus Videoaufzeichnungen sei das alles ersichtlich, das Ganze soll sich innerhalb von weniger als 30 Sekunden abgespielt haben. Die Männer sollen den Ausbruch ausgiebig geplant haben. In Zukunft, so Lucha, soll dieses Flucht-Fenster von außen mit Stahl fluchtsicher gemacht werden.

Klinikum am Weissenhof nimmt Stellung

Auch das Klinikum am Weissenhof nimmt schriftlich Stellung zu den Vorfällen. In einer Mitteilung heißt es, die Männer seien wegen begangener Delikte im Zusammenhang mit einer Suchterkrankung in der Klinik gewesen. "Zu den Straftaten der weiteren Männer zählen Diebstahlsdelikte, Handeltreiben mit Betäubungsmitteln, Körperverletzung, Sachbeschädigung und vorsätzlicher Vollrausch." Der Mann, der wegen Gewaltdelikten verurteilt wurde, ist inzwischen gefasst und in eine andere Einrichtung des Maßregelvollzuges gebracht worden, heißt es. Die Klinik stellt weiter klar, dass keiner der geflüchteten Männer wegen sexuellem Missbrauch an Kindern verurteilt worden sei.

Zu den Sicherheitsvorkehrungen in der Klinik schreibt die Geschäftsleitung: "Grundsätzlich ist klarzustellen, dass die Sicherheitsvorkehrungen im Umfeld eines Krankenhauses nicht mit den Sicherheitsmechanismen einer Justizvollzugsanstalt verglichen werden können." Dennoch habe man nach dem Ausbruch die Sicherheitsmaßnahmen erweitert und baulich nachgerüstet. Die Männer hätten am 22. September gegen 22 Uhr im gesicherten Bereich der Klinik einen "unbeobachteten Moment" zum Ausbruch genutzt. Innerhalb von zehn Minuten sei die Polizei vor Ort gewesen, so das Klinikum. Die Einsatzleitung habe sich zunächst für eine nicht-öffentliche Fahndung nach den Flüchtenden entschieden. Diese sei erst am Donnerstagmorgen erfolgt. Trotz hoher Belegung habe es seit Bestehen des Gebäudes 2006 keinen Ausbruch aus dem gesicherten Bereich gegeben.

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Männern drohte Gefängnis

Bei drei Männern sei der Abbruch der Therapie in Weinsberg wegen Aussichtslosigkeit bereits beantragt worden, hieß es außerdem. Für einen sei der Abbruchbeschluss am nächsten Tag eingegangen. Dies bedeutet, dass die Männer ins Gefängnis zurück gemusst hätten.

Viele Hinweise an Polizei

Vergangenen Mittwochabend waren vier Männer aus der geschlossenen Station des Weinsberger Klinikums geflüchtet. Einer von ihnen, ein 37-Jähriger, wurde einen Tag später festgenommen. Die anderen drei - 24, 28 und 36 Jahre alt - sind noch auf der Flucht.

Laut Polizei sind viele Hinweise zu den noch drei Flüchtigen eingegangen, auch bundesweit. Diese aber, so heißt es, haben bisher nichts ergeben. Über die Fahndung verrät die Polizei kaum etwas und verweist auf die laufenden Ermittlungen. Noch immer arbeiten mehrere Beamtinnen und Beamte an dem Fall.

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SWR