Mitarbeitende in Neckarsulm sind verunsichert

Audi will jährlich eine Milliarde Euro beim Personal einsparen

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Von Autor/in Raphael Moos, Alexander Dambach

Bei Audi sollen die Personalkosten pro Jahr um rund eine Milliarde Euro reduziert werden. Auch am Donnerstag und Freitag wird weiter über die Sparpläne verhandelt.

Beim Autobauer Audi mit einem Werk in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) haben sich die Fronten in den Verhandlungen über den Sparkurs verhärtet. Das teilte der Betriebsrat im Werk Neckarsulm dem SWR auf Anfrage mit. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet, dass Audi-Chef Gernot Döllner allein beim Personal jährlich rund eine Milliarde Euro einsparen will. Wie und wo genau, ist aber derzeit noch unklar.

Acht Milliarden Euro weniger für Material

Aber nicht nur bei den Beschäftigten soll gekürzt werden. Auch die Materialkosten sollen bis zum Jahr 2030 um bis zu acht Milliarden Euro sinken, so das "Handelsblatt". Audi-Chef Döllner will das Unternehmen so wieder profitabler machen. Zuletzt hatte der Autohersteller nur noch eine Gewinnmarge von deutlich unter fünf Prozent. Gegen Ende des Jahrzehnts soll sie wieder zweistellig werden.

Gernot Döllner
Der Audi-Chef Gernot Döllner

Das fordern die Arbeitnehmervertreter

Es sei von Beginn an klar gewesen, dass die Vorstellungen weit auseinanderliegen, so der Neckarsulmer Audi-Betriebsratschef Rainer Schirmer. Aus den vielen Streitpunkten "ein gutes Gesamtpaket zu schnüren, das auch die Zukunft unserer Kolleginnen und Kollegen und der Standorte langfristig sichert, ist eine große Herausforderung." In einem Flugblatt Ende Januar hatte die IG Metall die umfangreichen Sparmaßnahmen bei Audi als eine "Liste des Grauens" bezeichnet.

Das Unternehmen muss sparen, wir wollen im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen verhandeln.

Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Schirmer
Der Neckarsulmer Audi-Betriebsratsvorsitzende Rainer Schirmer

Unsicherheit unter Audi-Mitarbeitern wächst

Unter den Mitarbeitenden des Audi-Werks in Neckarsulm sind die Sorgen mittlerweile groß – vielleicht größer denn je, wie einige dem SWR vor Ort sagen. So spricht etwa Martina Müller von Existenzängsten: Obwohl sie schon seit 28 Jahren für die Qualitätssicherung von Kaufanteilen zuständig ist, sei ihre Stelle nun alles andere als sicher. Besonders schlimm soll es vor allem für die Jüngeren und für Leiharbeiterinnen und -arbeiter sein. Sie seien wohl diejenigen, die als erste gehen müssten, wenn es im Unternehmen nicht mehr rund läuft, spekulieren manche.

Doch nicht jeder hat die Zuversicht verloren: Schließlich habe die Firma in den letzten Jahren mehrere Krisen erfolgreich überwunden, betont zum Beispiel Thorsten Schweighart, Audi-Mitarbeiter in der Logistik. Für die jetzigen Schwierigkeiten machen viele Mitarbeitenden vor allem die Politik verantwortlich, die Umstellung auf Elektro-Mobilität sei zu schnell gekommen, heißt es. Nun sei aber der Blick auf die Zukunft zu richten und dabei ist die Forderung klar: der Erhalt des Standorts in Neckarsulm und die Arbeitssicherheit für dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Betriebsrat pocht auf Einhaltung der Tarifverträge

Der Gesamtbetriebsrat hatte in den Verhandlungen bereits eine Beschäftigungssicherung über das Jahr 2029 hinaus gefordert. Das "Handelsblatt" schreibt, dass auch auf die Einhaltung der bestehenden Tarifverträge gepocht werde, und beruft sich dabei auf Betriebsratskreise.

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