Aus der Ukraine bezieht Audi etwa Kabelbäume, also gebündelte Leitungen, die in den neuen Fahrzeugen verlegt werden. Sie sind für die Strom- und Datenübertragung zentral und je nach Ausstattungsvariante individuell. Durch den Krieg in der Ukraine kam die Produktion der Kabelbäume ins Stocken, in Folge standen einzelne Bänder in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) still.
Neue Zulieferstandorte in Europa
Um die Folgen abzumildern ist Audi nach eigenen Angaben dazu übergegangen, in anderen europäischen Ländern neue Zulieferstandorte aufzubauen. Konkret werden also Werkzeuge, Anlagen und Maschinen wie in den ukrainischen Fabriken aufgestellt. In welchen Ländern Audi jetzt etwa auch noch Kabelbäume produziert, dazu macht das Unternehmen auf SWR-Anfrage keine weiteren Angaben.
"Es ist bewundernswert, wie ukrainische Zulieferer unter hohem Risiko arbeiten und rund die Hälfte der Produktion gewährleisten können."
Lohnniveau in der Ukraine gering
Mit den ukrainischen Partnern will Audi auch in Zukunft zusammenarbeiten. Das hat wohl auch wirtschaftliche Gründe. Das Lohnniveau dort ist gering. Laut Süddeutscher Zeitung werden dort Kabelbäume von ungelernten Kräften für rund zwei Euro pro Stunde in Handarbeit zusammengebaut.
"Auch nach Kriegsende ist es uns wichtig, zu unseren Partnern in der Ukraine zu stehen. Wir werden (...) langfristig weiter mit ihnen zusammenarbeiten."
Man sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zulieferfirmen sehr dankbar, dass sie ihr Bestmögliches geben würden, um Audi weiter zu beliefern, heißt es an anderer Stelle im Audi-Statement.
Kurzfristiger Versorgungsengpass stoppt A8-Produktion
Aktuell steht in Neckarsulm die Produktion der Luxuslimousine A8 still, die nur hier gebaut wird und etwa in China sehr gefragt ist. Die Produktion im Werk sei nach wie vor von Einschränkungen betroffen, heißt es.
"Diese volatile Situation führt dazu, dass wir auch weiterhin zeitweise Anpassungen unserer Fahrweise nicht ausschließen können. Kurzfristig auftretende Versorgungsengpässe führen dazu, dass die A8-Produktion auch in dieser Woche ruht."
Audi-Mitarbeiter, die vom Produktionsstillstand betroffen sind, werden in Kurzarbeit geschickt oder sie nutzen die Zeit, um sich fortzubilden.
Umsatz im ersten Quartal trotzdem gesteigert
Im ersten Quartal 2022 hat Audi deutlich weniger Autos ausgeliefert als im ersten Quartal des Vorjahres. Weltweit wurden rund 385.000 Fahrzeuge verkauft - knapp 80.000 weniger als im ersten Quartal 2021. Als Grund nennt Audi Versorgungsengpässe und den erneuten Corona-Lockdown in China, aber auch, dass es in Übersee im Vorjahr Rekordwerte gegeben habe, die schwer zu toppen gewesen seien.
Deutschland ist das einzige Land, in dem Audi mehr Fahrzeuge ausliefern konnte als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Allerdings liegt man immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Der Bilanz machen die Lieferengpässe nicht zu schaffen: Audi steigerte den Umsatz im ersten Quartal auf rund 14,3 Milliarden Euro.