Kunden mit Einkaufswagen in einem Discounter mit Weihnachtsangeboten (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Sebastian Kahnert)

Verschwendung von Lebensmitteln

Weihnachten und Neujahr: Herausforderung für Supermärkte und Discounter

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Trotz Software und Erfahrung bleibt für Supermarktketten die Mengenkalkulation vor Feiertagen eine Herausforderung. An Weihnachten ist es dieses Jahr aber verhältnismäßig leicht.

Das Weihnachtsgeschäft ist für die Supermärkte und Discounter eine heiße Zeit, sagte Beate Scheubrein. Sie ist Professorin für Handel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn. Die Kundinnen und Kunden kaufen mehr als sonst, die Tage vor den Feiertagen werden deshalb als "Hot Days" bezeichnet.

Die Ware der Ketten wird von den Einkäufern der großen Zentrallager bestellt. Meistens passiert das lange im Voraus. Diese Lager gibt es zum Beispiel von Edeka-Südwest in Ellhofen oder Kaufland in Möckmühl (beide Kreis Heilbronn). Dort können die einzelnen Filialen ordern.

Scheubrein: "Es gibt Feiertage, die sind schwieriger als Weihnachten"

Je nachdem, auf welche Wochentage Weihnachten fällt, ist es mal leichter und mal komplizierter zu kalkulieren, so die Professorin. 2021 sei verhältnismäßig einfach, da Heiligabend auf einen Freitag fällt. Die Kundinnen und Kunden wissen, sie können Montag wieder einkaufen.

Im Vergleich zu anderen Feiertagen ist Weihnachten ohnehin leichter zu kalkulieren, denn Heiligabend verbringen viele Menschen zu Hause, nicht im Urlaub. An den Feiertagen im Mai und Juni fahren viele bei gutem Wetter spontan in den Urlaub oder bleiben bei schlechtem daheim. Da sei es sehr viel schwieriger, die richtigen Mengen zu kalkulieren.

Wetter großer Unsicherheitsfaktor

Überhaupt ist das Wetter ein großer Unsicherheitsfaktor. Steht zum Beispiel am Wochenende ein Heimspiel der Fußballnationalmannschaft an, müssen die Märkte große Mengen an Grillfleisch vorhalten. Denn bei gutem Wetter werden die Theken und Truhen leergefegt. Regnet es aber am Samstag, will kaum jemand grillen. Am Montagmorgen will das Grillfleisch auch niemand mehr kaufen.

Ähnliches gilt für Ostern. Ist es kalt, wollen die Kunden massig Blumenkohl, ist es schon frühlingshaft bleibt der in den Regalen liegen. Schon der Landwirt muss weit im Voraus entscheiden, was er anbaut - Blumenkohl oder Salat. Bei frischer Ware zieht sich die Unwägbarkeit durch die gesamte Lieferkette, erklärte Scheubrein.

Angebote der Konkurrenz sorgen für eigene Überschüsse

Eine weitere Unwägbarkeit im Einkauf ist für die kleineren Franchise-Nehmer bei Edeka oder Rewe, wenn die Discounter in der Umgebung plötzlich frische Ware im Sonderangebot haben. Dann wird bei ihnen deutlich weniger gekauft. Entsprechend mehr frische Ware verdirbt.

Der Handel hat ein großes Eigeninteresse, dass keine Ware abgeschrieben werden muss, sagte Scheubrein. Jeder Bund Radieschen, der nicht verkauft werden kann, bedeutet letztlich einen Verlust für das Handelsunternehmen. Die Vorsteuer ist weg, die Kosten für Transport, Lagerung und andere Ausgaben bleiben.

Prof. Dr. Beate Scheubrein (Duale Hochschule Baden-Württemberg – Heilbronn) (Foto: Privat)
Prof. Dr. Beate Scheubrein (Duale Hochschule Baden-Württemberg – Heilbronn)

Auswirkungen der Corona-Pandemie

Mögliche Kontaktbeschränkungen an Weihnachten hätten dem Handel weniger Sorgen gemacht, sagte Scheubrein. Ob eine Roulade zu Hause oder bei den Enkeln gegessen werde, sei für den Handel zweitrangig. Durch die strengen Regeln für die Gastronomie sei klar gewesen, dass viele Menschen zu Hause feiern werden. Entsprechend mehr an Ware musste disponiert werden. Letztes Jahr sei dies viel schwieriger gewesen.

Ein hoher Krankenstand bei Lieferanten und Produzenten, wie vergangenes Jahr bei den Kartoffelklößen, könne dagegen zum Problem werden. Dann fehlt wichtige Saisonware.

Software hilft

Software helfe den Einkäufern bei den Bestellungen. Durch die vielen Unwägbarkeiten seien es aber nach wie vor die Disponenten aus Fleisch und Blut, die die Waren einkaufen.

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