Der Ramadan ist eine Zeit des Verzichts, der Spiritualität und der Nächstenliebe, erklärt Sevinc Das. Sie arbeitet in der Gastronomie und ist Mitglied im Netzwerk der Kulturen Heilbronn. Sevinc freut sich jedes Jahr auf den Fastenmonat.
"Es ist eine Zeit der Besinnung. Man soll sich seinem Geist und seinem Körper widmen."
Alles Weltliche und der Stress soll in der Zeit abgelegt werden. Es steckt also viel mehr dahinter als nur der Verzicht, so Sevinc. Dennoch ist dieser ein wesentlicher Teil. In der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang darf dem Körper nichts zugeführt werden. Auch Wasser, Nikotin sowie Kaugummis sind verboten. Auf Geschlechtsverkehr soll ebenso verzichtet werden.
Besonders der Anfang ist schwer
Die ersten drei bis vier Tage seien die schwierigsten, berichtet die Heilbronnerin. In der Zeit hat sie häufig Kopfschmerzen, wegen des Wasserentzugs. Auch der Kaffee fehle ihr. Doch nach kurzer Zeit gewöhne sich der Körper daran. "Es ist unglaublich, wie viel Energie der Körper dann hat. Ab da macht es richtig Spass", so Sevinc. Erst nach Sonnenuntergang beginnt das sogenannte Fastenbrechen. Ab da kann wieder getrunken und gegessen werden. Die meisten Muslime eröffnen die Mahlzeit mit einer Dattel oder einer Olive.
Arbeiten und Fasten
Der Tagesablauf gestaltet sich während der Arbeit etwas anstrengender. Sahūr ist im islamischen Fastenmonat die letzte Mahlzeit vor dem Sonnenaufgang. Der Ramadan verschiebt sich jedes Jahr um zehn Tage und durchläuft so alle Jahreszeiten. Im Sommer wird es deutlich schwerer, da die Sonne früher aufgeht und sich die Sahūr nach vorne verschiebt.
Wenn Sevinc die Spätschicht in der Gastro hat, bleibt sie meist auf und geht erst nach Sahūr schlafen. In der Frühschicht wird es schwieriger. Viele Familien stehen auch auf, essen und gehen anschließend wieder schlafen. Während des Ramadan haben Sevincs Arbeitgeber und Kollegen bisher immer Rücksicht genommen. Auch die Pausen konnte sie bislang immer so legen, dass es in den Rhythmus gepasst hat. Darüber ist Sevinc froh.
Ausnahmen vom Fasten
Bei leichter Büroarbeit oder im Homeoffice fällt den Menschen das Fasten leichter als bei anderen Tätigkeiten, erklärt die Gastronomin. Besonders im Sommer ist die Herausforderung ohne ausreichend Wasser groß.
"Das ist natürlich schwer, wenn ich mir einen Bauarbeiter vorstelle, der wirklich körperlich hart arbeitet."
Wenn der Mensch seine Tätigkeit durch das Fasten nicht ausüben kann, wird eine Ausnahme gemacht. Allerdings sollte man dabei zumindest an seine Grenzen kommen und es nicht leichtfertig unterlassen, so Sevinc. Vom Fasten ausgenommen sind zum Beispiel auch kranke oder alte Menschen, die gesundheitliche Schäden zu befürchten hätten.
Eine Zeit der Besinnung und der Nächstenliebe
Während des Fastenmonats Ramadan sollen Muslime und Muslimas auch Empathie für Bedürftige entwickeln. Jeder gesunde Mensch soll in der Zeit daher mindestens eine Mahlzeit spenden. Sevinc Das hat in den vergangenen Wochen zusammen mit dem Türkischen Frauenverein in Heilbronn über 3.000 Euro gesammelt. Mit den Spenden sollen bedürftige Kinder in der Türkei für das am Montag anstehende Zuckerfest eingekleidet werden. Das Fest leitet das Ende des Fastenmonats ein. Es beginnt mit einem gemeinsamen Gebet. Die Feiernden kleiden sich dafür meist schick. Es folgt ein gemeinsames Essen. Für gewöhnlich sammeln auch hier die Moscheen spenden für Bedürftige.