Die Situation um das AQUAtoll in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) ist emotional. Viele Bürgerinnen und Bürger hängen an dem Erlebnisbad - allen voran Heiko Schulz, ein 45-jähriger Neckarsulmer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, für den Erhalt des AQUAtoll zu kämpfen: Leserbriefe, Mails an die Stadt, Anfragen beim Landesdenkmalamt und eine Petition hat er gestartet. Inzwischen haben sich über 6.500 Befürworter eingetragen.
In seinen ersten Jahren war das AQUAtoll ein überregionaler Besuchermagnet. Das Konzept, die Architektur mit der Glaskuppel, all das war europaweit einzigartig in den 90ern. Diese strahlende Zeit erlebte Heiko Schulz von Anfang an mit - und zwar mittendrin, als ehrenamtlicher DLRG-Rettungsschwimmer. Dabei ist ihm das Bad besonders ans Herz gewachsen.

Oberbürgermeister Hertwig: Zwischen Emotionalität und Vernunft
Auch den Neckarsulmer Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD) lässt die Diskussion um das Bad nicht kalt. Mit dem klaren Ziel, das AQUAtoll zu erhalten, sei er als Oberbürgermeister angetreten - und das ist auch nach wie vor sein Wunsch. Schließlich habe er selbst als Jugendlicher eine gute Zeit dort gehabt und besuchte auch zuletzt, bis vor Corona, gemeinsam mit seiner Frau Aqua-Cycling-Kurse.
"Also rein emotional betrachtet, geht es mir so, dass ich heulen könnte, wenn ich mir vorstellen kann, dass es das AQUAtoll vielleicht irgendwann nicht mehr gibt."

Auf der anderen Seite müsse er als Oberbürgermeister auch die Vernunft walten lassen. "Und die Komplettsanierung des AQUAtolls inklusive Attraktivierung kostet schon aus heutiger Sicht um die 40 Millionen Euro", erklärt Hertwig.
Eine ordentliche Summe, denn es geht nicht nur um kleine, oberflächliche Schönheitsmakel - die Schäden sitzen tief, vor allem dort, wo es die Badegäste normalerweise nicht mitbekommen: Im Areal der Technik. Dass es so weit kommen konnte, das wirft Heiko Schulz der Stadt vor.
"Das Problem ist: Es ist ein hausgemachtes Problem. Die Kosten sind jetzt zu teuer. Wenn man von vornherein saniert hätte, dann wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Das ist das eigentliche Problem, der eigentliche Skandal an der Geschichte."
Diese Vorwürfe streitet der Oberbürgermeister ab. Man habe das AQUAtoll nicht herunterkommen lassen, "aber heute sehen auch die technischen und gesetzlichen Anforderungen im Bereich Brandschutz, Lüftung, Technik komplett anders aus als es noch vor 30 bis 35 Jahren der Fall war", so seine Erklärung.

Was passiert mit dem AQUAtoll?
Am Donnerstagabend soll der Gemeinderat nun endgültig entscheiden: Bleibt das AQUAtoll unter den Fittichen der Stadt, ja oder nein? Und wenn nein, was passiert dann? Entscheidet sich der Gemeinderat gegen eine städtische Führung, dann bleibt immer noch offen, was mit dem AQUAtoll passiert - ob nicht vielleicht ein privater Investor das Bad auf Vordermann bringen will? Andere Optionen sehen einen Abriss und den Neubau eines kleineren Bads vor, das sogenannte "Wilfenseebad". Dazu wird es am Donnerstagabend allerdings wohl noch keine Klarheit geben. Ein "Interessensbekundungsverfahren" solle in die Wege geleitet werden, so der Oberbürgermeister.
Dennoch müsse das Bad ohne die Stadt bis auf weiteres erstmal schließen müssen, so Hertwig weiter, denn ohne eine Sanierungsperspektive würde das Bad die Betriebserlaubnis verlieren, durch mangelnden Brandschutz und Lüftungstechnik.