DRK-Hohenlohe will unrentables Geschäft beenden

Wenn der Altkleidercontainer zum Mülleimer für alles wird

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In den Altkleidercontainern landet immer mehr Müll, auch im Hohenlohekreis. Dort will das Deutsche Rote Kreuz nun die Reißleine ziehen. Auch eine EU-Richtline hat damit zu tun.

Im Hohenlohekreis könnte es bald keine Altkleidercontainer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mehr geben. Aktuell gibt es noch sieben der ursprünglich 70 Container – auch diese könnten Ende Juli abgebaut werden. In den Altkleidercontainern lande immer mehr Abfall, der eigentlich auf den Wertstoffhof oder in den Restmüll gehöre. Das berichtet Bernd Thierer, Kreisgeschäftsführer des DRK-Hohenlohe dem SWR.

Was dort in den vergangenen Wochen eingeworfen wurde, würde Arbeit mit sich bringen, allerdings so gut wie kein Geld. Einige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die die Säcke sortieren, sind entsetzt.

Vor allem nach dem neuen Gesetz kam sehr viel Schrott, da hat man die Säcke aufgemacht und da kam so ein Duft, da hat man sich nicht getraut, mit der Hand reinzulangen.

Neue EU-Richtlinie für Altkleidercontainer sorgt für Ärger

Seit Jahresbeginn gilt EU-weit eine neue Richtlinie für Altkleider, da Textilien in Zukunft weniger oft im Restmüll landen sollen. Die neue EU-Richtlinie unterscheidet allerdings nicht zwischen sauberer und kaputter oder sauberer und noch tragbarer Kleidung. Laut dem DRK würden die Menschen seit dieser Verordnung gar nicht mehr wissen, was erlaubt ist. Die Dinge, die nun in den Containern landen, würden sich selten wieder verkaufen lassen.

Was sollen wir mit irgendwelchen Stoffresten und löchrigen T-Shirts?

Auch Georg Sonntag, Hausmeister beim DRK-Hohenlohe, bestätigt, dass das kein Einzelfall ist. In manchen Säcken würden auch mal Tapetenreste samt Malerbekleidung drin sein und das würde dann einfach in den Container geworfen werden.

Einnahmen vom Second-Hand-Shop finanzieren auch Familienbildungsprogramme

Alle bei der DRK-Hohenlohe befürchten, dass es kaum noch verwertbare Kleiderspenden geben wird. Dabei werden die Einnahmen vom Wiederverkauf im DRK-Secondhand-Shop zur Finanzierung von Angeboten und Programmen, wie zum Beispiel Eltern-Baby-Kurse, benötigt.  

Immer wieder werden die Container zur Müllentsorgung missbraucht. Die Entsorgung muss das DRK bezahlen. Bis Juli wird nun die Rechnung aufgemacht, ob sich die Erhaltung der sieben Containerstandorte noch lohnt. Die Verkaufspreise pro Tonne Kleidung zur industriellen Weiterverwertung sind von früher 60 Euro auf nun 5 Euro gefallen. Dafür lohnen sich die Container schon gar nicht mehr.

Öhringer Kunden hoffen weiterhin auf gutes Angebot im Secondhand-Shop

Immerhin wurden im vergangenen Jahr im Secondhand-Laden in Öhringen (Hohenlohekreis) über 12.000 Kleidungsstücke an fast 4.500 Kundinnen und Kunden verkauft. Der Laden ist beliebt, manche kommen der Nachhaltigkeit wegen und für andere ist es eine der wenigen erschwinglichen Optionen.

Die Bitte von Bernd Thierer und seinem Team: Mehr Menschen möchten ihre guten Stücke direkt am Shop in der Sudetenstraße abgeben, um das breite Angebot erhalten zu können. Alles andere soll bitte zum Wertstoffhof. Die Befürchtung ist allerdings: Es ist den Leuten zu umständlich und sie werfen die Sachen einfach irgendwo ab. Die Entsorgung müssen dann die Kommunen übernehmen.

Die gesetzliche Regelung berücksichtigt nicht, dass man ein funktionierendes Auffangbecken hat und es beibehält. Wer will denn 15 km zum Recyclinghof fahren?

Genau das ist der Knackpunkt, den auch die Menschen in Öhringen sehen. Zu kompliziert einerseits und zu weite Wege andererseits. Da könnte die Bequemlichkeit siegen.

Wenn man dann erst 50 km fahren muss, dann macht man‘s doch nicht. Aber es ist schade für Menschen, die was Brauchbares bekommen könnten und dann schmeißt man‘s vielleicht in den Restmüll. Oder irgendwo hin.



EU-Richtline und Wildeinwürfe - ein politisches Problem
 
Genau das befürchtet auch Bernd Thierer, dass die Menge an wildem Müll an Autobahnen und in Wiesen mit weniger Containerstandorten noch mehr zunimmt. Die Entsorgung müssen die Kommune übernehmen. Wie er sagt: "Das ist dann nicht unser, sondern ein politisches Problem."

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