Im Neckarsulmer Rathaus (Kreis Heilbronn) ist man dieser Tage nicht gut auf das Verkehrsministerium zu sprechen. Natürlich wisse man seit mehreren Jahren, dass Ausbauoptionen für die B27 geprüft würden, sagt Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD). Und natürlich müsse es da auch verschiedene Optionen geben. Aber von Varianten, wo bis zu 45 Häuser abgerissen werden müssten, war bisher in Neckarsulm nichts bekannt.
"Ja, das hat mich überrascht und das hat mich auch entsetzt."
Von solchen Zahlen sei in der Vergangenheit nie die Rede gewesen und eine solch massive Maßnahme könne er sich nicht vorstellen, so der Oberbürgermeister.
Verkehrsministerium: Bisher nur grobe Untersuchung
Das Bauprojekt ist eines der herausragenden Verkehrsinfrastrukturprojekte im Großraum Heilbronn. Es geht um den Abschnitt von der A6-Anschlussstelle bis in den Norden von Neckarsulm. Die Strecke ist wichtig für Berufspendler, unter anderem zu Audi. Laut Stadt ist sie circa 4 Stunden pro Arbeitstag überlastet. Ein vierspuriger Ausbau könnte Entlastung bringen. Das Verkehrsministerium in Stuttgart betont schriftlich, bisher lägen nur die groben Untersuchungen der Machbarkeitsstudie mit zehn unterschiedlichen Varianten vor, deshalb könnten sich die Zahlen im Laufe der weiteren konkreten Planung noch verändern. Und die teilweise sehr hohe Zahl an betroffenen Gebäuden werde bei der Variantenentscheidung eine wichtige Rolle spielen.
"Daher wird eine spätere Vorzugslösung sicher nicht das "Worst-Case-Szenario" sein."
Oberbürgermeister kritisiert die Kommunikation
Oberbürgermeister Hertwig kritisiert die Kommunikation mit dem Land. Besprochen sei gewesen, wenn Regierungspräsidium und Verkehrsministerium mit der Arbeit fertig sind, dann bekomme die Stadt Neckarsulm die Ergebnisse und könne die mit dem Gemeinderat besprechen. Das sei nicht erfolgt, so Hertwig. Eine Zwischeninformation sei nun über die Presse an die Öffentlichkeit gelang.
"Das ist kommunikativ nicht gut gemacht."
Jetzt ist der Bund gefragt
Die Machbarkeitsstudie untersucht insgesamt zehn Varianten, schreibt das Verkehrsministerium Baden-Württemberg, manche mit größeren Eingriffen. Diese Studie werde nun auf Ebene der Straßenbauverwaltung mit dem Bund abgestimmt. In der Vorplanung sollen konkrete Varianten entwickelt werden, die einen richtlininienkonformen Ausbau der B27 beinhalten, aber gleichzeitig die Eingriffe in das Umfeld möglichst minimieren sollen. Im Anschluss daran sollen die Ergebnisse der Stadt Neckarsulm vorgestellt und mit ihr erörtert werden.