20 Jahre nach dem Zugunglück bei Schrozberg (Kreis Schwäbisch Hall), bei dem sechs Menschen ums Leben kamen und 25 Personen verletzt wurden, hat die Stadt am Sonntag der Opfer gedacht. Ab 11 Uhr fand ein ökumenischer Gottesdienst in Schrozberg statt und es wurden einige Ansprachen gehalten. Die Stadt hat zudem einen Gedenkstein an der Unglücksstelle aufgestellt.
Die Bürgermeisterin von Schrozberg, Jacqueline Förderer (parteilos), sagte am Sonntag: "So einen Verlust wird man nie komplett überwinden können. Da ist es natürlich wichtig, auch für die Angehörigen, dass man sich immer wieder an so ein Schicksal erinnert." Deshalb habe man das zum Anlass genommen, eine Gedenkfeier zu veranstalten.

Frontalkollision zwischen zwei Zügen bei Schrozberg kostete sechs Menschenleben
Bei dem Zugunglück vor 20 Jahren wurden bei der Frontalkollision zwischen zwei Regionalexpressen unter anderem eine Mutter mit ihren drei Kindern auf dem Rückweg von einem Radausflug getötet. Menschliches und technisches Versagen hatten zu dem Zugunglück auf der eingleisigen Strecke bei Schrozberg geführt, urteilte später das Landgericht Ellwangen.
Ein zweiteiliger Dieseltriebwagen der Baureihe 628 war am 11.6.2003 von Aschaffenburg nach Crailsheim unterwegs gewesen und sollte planmäßig um 11:59 Uhr vom Bahnhof Schrozberg abfahren. Ein anderer Wagenzug mit vier Personenwagen, bespannt mit einer Diesellokomotive der Baureihe 218, fuhr Richtung Wertheim (Main-Tauber-Kreis) und sollte Schrozberg um 12:01 Uhr verlassen, also nach dem Eintreffen des Zuges aus Aschaffenburg. In Schrozberg war eigentlich die Zugkreuzung vorgesehen, doch dazu kam es nicht.
Fahrdienstleiter verwechselte Züge
Nach einer Signalstörung meldete der Fahrdienstleiter in Niederstetten (Main-Tauber-Kreis) eine Verspätung des Dieseltriebwagens per Telefon. Dann passierte der Fehler: Der 26-jährige Fahrdienstleiter in Schrozberg verwechselte einen vorbeifahrenden Güterzug mit dem Triebwagen und gab dem im Bahnhof wartenden Wagenzug freie Fahrt, obwohl der andere Zug noch nicht eingetroffen war. Unmittelbar nach Abfahrt des Wagenzugs rief er den 51-jährigen Kollegen in Niederstetten an. Einen Zugfunk, der das Unglück noch hätte verhindern können, gab es nicht.
Der Lokführer des Wagenzugs mit vier Personenwagen leitete noch eine Notbremsung ein, konnte den Zusammenstoß aber nicht mehr verhindern. Beide Lokführer aus Aschaffenburg und Miltenberg starben, 25 Passagiere des Regionalexpress wurden verletzt. Mehr als 500 Einsatzkräfte trafen im Laufe des Tages an der Unfallstelle ein.
Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen fahrlässiger Tötung
Die Staatsanwaltschaft Ellwangen erhob Anklage gegen die beiden beteiligten Fahrdienstleiter. Die Anklage lautete fahrlässige Tötung in sechs Fällen, Körperverletzung sowie fahrlässige Gefährdung des Bahnverkehrs. Am 15. Juni 2005 wurde das Urteil vom Landgericht Ellwangen verkündet. Gegen den Fahrdienstleiter von Schrozberg verhängte das Gericht eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Der Fahrdienstleiter in Niederstetten musste eine Geldstrafe in Höhe von 4.800 Euro zahlen.
Die Gedenkfeier am Sonntag am Ort des Unglücks sollte an die Opfer erinnern, deren Leben auf tragische Weise beendet wurde, so die Stadt Schrozberg.