Isabelle Müller-Pál will keine negativen Gedanken mehr über andere haben. Das ist ihre Idee, mit der sie sich um das "Stipendium fürs Nicht(s)tun" des Heilbronner Kunst- und Kulturprojekts "Hauptstadt der Folgenlosigkeit" beworben hat. Das Projekt ruft Menschen aus Stadt- und Landkreis Heilbronn auf, "folgenlos" zu leben - also bewusst Dinge nicht zu tun und damit für das Wohl aller zu sorgen. Auf negative Gedanken verzichten - dann nehme man die Welt ganz anders wahr, sagt sie.
"Zum Beispiel behandelt man die Kassiererin im Supermarkt ganz anders. Es wäre gut, wenn jeder bei sich selbst ansetzen würde, statt die Schuld immer bei den anderen zu suchen."

Einhundert Bewerbungen sind schon eingegangen
Schon rund einhundert Bewerbungen seien eingegangen, berichten die Initiatoren Tobias Frühauf und Philipp Wolpert. Auf was die Bewerberinnen und Bewerber verzichten, sei ganz egal, es müsse nicht in die ökologische Richtung gehen, sagen sie. Wichtig sei, dass die Umwelt einen Nutzen vom Nichtstun habe. Manche Ideen sind eher ideeller Natur, andere ganz praktisch veranlagt.
Zeichen setzen für schwierigen Wohnungsmarkt in Heilbronn
Grit Kircher hat eine Einliegerwohnung, die sie vermietet. Für drei Monate will sie darauf verzichten, von ihrem Mieter Geld dafür zu verlangen. Sie will damit ein Zeichen setzen, denn der Wohnungsmarkt in Heilbronn sei schwierig und oft unfair.
"Ich möchte mit meinem Nichtstun auf die soziale Verantwortung aller Vermieterinnen und Vermieter hier in Heilbronn aufmerksam machen."

Kein Müll und keine Diskriminierung mehr
Arzu Yaylaci lebt im Heilbronner "Hawaii-Viertel" an der Christophstraße, für viele immer noch der größte soziale Brennpunkt der Stadt. Sie hat zwei Herzensangelegenheiten. Zum einen der viele Müll, der hier herumliegt. Sie will deshalb mit gutem Beispiel vorangehen und keinen Müll mehr produzieren. Das zweite große Thema: die Diskriminierung, die sie tagtäglich erlebe.
"Ich will deshalb noch stärker darauf achten, andere nicht zu diskriminieren, um selber nicht diskriminiert zu werden."

"Amt für Folgenlosigkeit" im Rathaus eröffnet
Am Ende sollen die Bewerberinnen und Bewerber selbst entscheiden, welche der bisher einhundert eingereichten Ideen die besten sind. Die drei Gewinnerinnen oder Gewinner erhalten das Stipendium über 5.000 Euro. Noch bis 19. Juni kann man sich bewerben. Online oder im eigens gegründeten "Amt für Folgenlosigkeit", das für die Dauer des Projektjahres im Schul-, Kultur- und Sportamt der Stadt Heilbronn untergebracht ist.
