Energie, Lebensmittel und Mieten - neben vielen weiteren Faktoren lässt besonders der Krieg in der Ukraine die Kosten in diesen Bereichen steigen. Als Reaktion auf diese Entwicklung fordert Baden-Württembergs Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk (CDU) ein Umdenken in bestimmten Lebensbereichen. "Man wird sein Budget verstärkt auf das Thema Lebensunterhaltungskosten verlagern müssen und weniger auf technischen Konsum", so der Minister am Donnerstag zum Einkaufsverhalten der Bürgerinnen und Bürger.
Umdenken auch bei der Urlaubsplanung?
Um mehr Budget auf die Lebenserhaltungskosten zu verlagern, könnte laut Hauk im Einzelfall auch die Urlaubsplanung der Menschen in Baden-Württemberg neu bedacht werden. "Wir sind daran gewöhnt, dass die Urlaubszeiten etwas sparsamer ausgefallen sind durch Corona", sagte der Minister. "Das können wir im Zweifelsfall auch aus jetzt dann finanziellen Gründen ein Stück weit fortsetzen."
Landwirtschaft hat mit gestiegenen Kosten zu kämpfen
Die hohen Kosten für Lebensmittel hängen eng mit den gestiegenen Preisen für Betriebsstoffe und Düngemittel in der Landwirtschaft zusammen. Die erhöhten Ausgaben der Landwirte in diesen Bereichen wirken sich auf alle Glieder der Produktionskette, von Verarbeitung und Logistik bis zur Lagerhaltung, aus. "In der Summe wird dies natürlich zwangsläufig zu steigenden Preisen führen müssen", sagte Hauk. "Ansonsten würde eine Volkswirtschaft nicht funktionieren."
Hauk fordert zusätzliche Flächen für den Anbau von Lebensmitteln
Da die Ukraine ein großer Agrarproduzent ist und durch den Krieg Ausfälle zu erwarten sind, werden auch drastische Engpässe bei Nahrungsmitteln in Entwicklungsländern befürchtet. Mit den Auswirkungen des Kriegs befasst sich auch die Konferenz der Agrarminister von Bund und Ländern am Donnerstag. Aus Sicht Hauks muss es den Landwirten erlaubt sein, Lebensmittel auf zusätzlichen Flächen, sogenannten ökologischen Vorrangflächen anzubauen. Diese sind eigentlich für Umweltmaßnahmen wie Blühstreifen, Zwischenfrüchte oder Brachflächen vorgesehen. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) will die Flächen nur für die Futtermittelnutzung freigeben.
"In dieser Situation, wo jeder einen Beitrag leisten muss, da kann man sich nicht einfach zurücklehnen und sich auf seine Ideologie berufen."
Deutschland sei für jeden einzelnen Hungertoten mit verantwortlich, wenn es nicht handele, sagte Hauk.
Gegenwind für seine Forderungen bekommt der Minister vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Dieser bezweifelt, dass ein Aussetzen bei den Stilllegungsflächen folgenlos für den Natur- und Artenschutz bleiben könnte. "Was wir jetzt brauchen ist nicht weniger, sondern mehr Ökologie in der Landwirtschaft", sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Wenn durch die Bewirtschaftung der ökologischen Vorrangflächen die Insekten verschwinden, würden über kurz oder lang auch die Menschen verschwinden. Wichtiger sei es die Lebensmittelverschwendung zu Bremsen, so der Nabu-Landesvorsitzende.
Bereits in der Vergangenheit kontroverse Forderungen von Hauk
Um Baden-Württemberg unabhängig von russischem Gas und Öl zu machen, war Hauk bereits vor wenigen Wochen mit Forderungen aufgefallen. "Wir müssen Putin den Geldhahn und damit uns den Hahn für Erdgas und Öl aus Russland zudrehen, damit die Freiheit endlich wieder eine Chance hat", so der Minister im Landtag. Für Diskussionen sorgte auch ein Zitat des Politikers, in dem er die Bevölkerung aufforderte, russische Energie zu boykottieren: "15 Grad im Winter hält man mit Pullover aus. Daran stirbt niemand", sagte er. Im Netz bekam er dafür deutlich Gegenwind.