Die Grünen-Fraktion in Baden-Württemberg will Lehrkräfte im Land stärker von nicht-pädagogischen Aufgaben entlasten. Fraktionschef Andreas Schwarz schlug in der Ulmer "Südwest Presse" (Samstag) vor, zusätzliche Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter oder auch arbeitslose Künstlerinnen und Künstler einzustellen, die dann in multiprofessionellen Teams mitarbeiten könnten. Die Grünen regen zudem an, duale Studiengänge einzurichten, um mehr Quer- und Seiteneinsteiger für den Lehrerberuf zu gewinnen.
Mehr Unterricht durch Referendare Erst Teilzeit-Lehrkräfte, jetzt Referendare: Diskussion um längere Arbeitszeit geht weiter
Das baden-württembergische Kultusministerium erwägt, Referendare eine Stunde mehr pro Woche unterrichten zu lassen. Verbände sind empört.
Planstellen bleiben unbesetzt
Schwarz will dafür einen Teil des Geldes einsetzen, das durch nicht besetzte Planstellen für Lehrkräfte gespart wird. Hintergrund ist, dass jedes Jahr mehrere hundert Planstellen frei bleiben, weil Bewerberinnen und Bewerber fehlen.
Nicht-pädagogische Aufgaben sind zum Beispiel Aktivitäten außerhalb des Unterrichts, psychosoziale Betreuung von Kindern und Jugendlichen oder die Wartung von Computern.
Steigende Schülerzahlen, Integration und Geflüchtete
Schwarz machte in der Zeitung aber auch deutlich, dass man kein frisches Geld einsetzen könne. Zwar stiegen absehbar die Schülerzahlen und man müsse auch noch mehr für die Integration von behinderten Kindern und Jugendlichen tun. Zudem müssten Geflüchtete aus der Ukraine betreut und unterrichtet werden.
Man müsse jedoch realistisch bleiben, weil die Steuereinnahmen wegen der Krisen wohl perspektivisch sinken werden. "Schon jetzt zeichnet sich für die nächsten Jahre ab: Wir können nicht all die Brötchen backen, die wir wollen", so Schwarz. Umso mehr müsse man überlegen, "an welchen Stellen vorhandene Ressourcen klug umgelenkt und effizient eingesetzt werden können".
SPD-Bildungsexperte fordert konkrete Konzepte
"Dann machen Sie doch endlich", sagte der Bildungspolitische Sprecher der SPD, Stefan Fulst-Blei. "Ich fordere Herrn Schwarz auf, unmittelbar für den nächsten Haushalt und bereits im Vorfeld konkrete Konzepte vorzulegen. Mehr Lehrkräftestellen, mehr Entlastung und eine sichergestellte Finanzierung." Das Nein zum Ausbau der Reserve für die Krankheitsvertretungen zum Stopp der Entlassungen von angehenden Lehrern über die Sommerferien seien eine "Bankrotterklärung" gewesen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte zuletzt längere Arbeitszeiten für verbeamtete Teilzeit-Lehrkräfte angeregt. Das Land prüfe wegen des Lehrermangels, ob Teilzeit-Lehrkräfte künftig etwas mehr arbeiten können. Lehrerverbänden kritisierten den Vorschlag scharf.