Die Corona-Pandemie hat Frauen unglücklicher als Männer gemacht. Das geht aus dem neuen "Glücksatlas" hervor, den die Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt hat. Insgesamt wurden von Januar 2020 bis Januar 2022 15.200 Deutsche per Telefon von Ökonomen und Sozialwissenschaftlern befragt. Sie mussten unter anderem ihre allgemeine Zufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 angeben.
Große Glückseinbußen vor allem bei jungen Frauen
Die Studie zeigt einen bedeutenden Wandel: Demnach sind Frauen vor der Pandemie glücklicher als Männer gewesen - durchschnittlich gemessen über alle Altersklassen. In der Pandemie seien Frauen eindeutig unglücklicher geworden, heißt es.
Besonders überraschend seien die großen Glückseinbußen von jungen Frauen bis 25 Jahre, bilanzierte Studienleiter Bernd Raffelhüschen von der Uni Freiburg. Die unter 25-jährigen Frauen sind demnach vor Corona nicht nur die glücklichsten Menschen der Republik gewesen, sondern auch zufriedener als gleichaltrige junge Männer. Ihr Glücksvorsprung betrug 0,2 Punkte. Während der Corona-Pandemie verloren sie 0,6 Punkte, die jungen Männer nur 0,3 Punkte.
Corona-Stimmungstief: Mütter besonders betroffen
Auch weibliche Selbstständige büßen während der Pandemie deutlich mehr an Lebenszufriedenheit ein als männliche Selbstständige. Sie verlieren 0,8 Punkte, selbstständige Männer dagegen nur 0,4 Punkte.
Mütter sind laut der Studie besonders von dem Stimmungstief betroffen gewesen. Jene, die voll berufstätig waren, haben demnach in der Pandemie einen ganzen Glückspunkt verloren. Mütter sitzen demnach in der Multitaskingfalle, denn bei ihnen schlagen sowohl das Homeschooling als auch die vermehrte Hausarbeit und hier auch das Homeoffice negativ auf die Lebenszufriedenheit.
Ministerium zieht ähnliche Bilanz
Eine ähnliche Bilanz zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Frauen zieht anlässlich des Weltfrauentags auch Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Die Pandemie treffe Frauen insgesamt härter als Männer, so Hoffmeister-Kraut.
"Viele mühsam erkämpften Fortschritte wurden durch die Corona-Pandemie mit einem Schlag zunichtegemacht. Frauen sind in vielfacher Hinsicht die Krisenmanagerinnen. Häufig wurden sie aber auch in alte Rollenbilder zurückgeworfen", so Hoffmeister-Kraut.
"In mancher Hinsicht katapultierte die Corona-Pandemie uns gar um zehn Jahre zurück."
Hoffmeister-Kraut: Familienarbeit lastet mehrheitlich auf Schultern der Frauen
Die Entwicklung der Erwerbstätigenquote von Frauen mit Kindern ist demnach seit dem Jahr 2011 bis 2019 stetig gewachsen. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist sie nun wieder auf das Niveau von 2011 zurückgefallen. Besonders getroffen hat es laut Ministerium Alleinerziehende, Frauen in Teilzeit und Minijobs, selbstständig tätige Frauen sowie Migrantinnen.
"Die Pandemie zeigt, die Familienarbeit lastete mehrheitlich auf den Schultern der Frauen, denn sie waren es, die ihre Arbeitszeit reduzierten und von Einkommensverlusten betroffen waren. Einkommensungleichheit verschärft somit eine ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit", so die Ministerin. Zwar hätten sich zu Beginn der Pandemie auch Männer in der Kinderbetreuung verstärkt mitengagiert. Insgesamt seien es aber vorrangig Frauen, die ihre Arbeitszeit verkürzen, um den Spagat zwischen Job und Familie zu schaffen.