Mittlerweile läuft die Impfkampagne gegen das Coronavirus in Deutschland. In den vergangenen Tagen wurden jeweils mehr als eine Million Menschen gegen das Virus geimpft. Die meisten Impfungen davon waren Boosterimpfungen. Dass man sich nicht schon früher mit diesem Tempo an die Auffrischungsimpfungen gemacht hat, begründete nun Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) mit der fehlenden Datenlage. In einem Interview mit der "Schwäbischen Zeitung" sagte Lucha am Samstag: "Dass Booster-Impfungen so dringend notwendig sein würden, wurde uns erst mit den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie aus Israel Ende Oktober klar." Man habe die Impfstrukturen nun schneller anpassen müssen, als man gedacht habe.
Lucha hält Impfpflicht für "das probateste Mittel" Diskussion über Corona-Impfpflicht: BW-Minister frustriert über mangelnde Eigenverantwortung
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Lucha hat am Donnerstagabend im SWR seine Corona-Politik verteidigt. Zur Impfpflicht sagte er: "Das ist wirklich die Lösung."
Lucha rechnet mit weiteren Booster-Impfungen in den kommenden Monaten
Lucha geht davon aus, dass man die Impf-Infrastrukturen sicher bis Mitte 2022 benötigen werde. Man werde immer wieder weitere Booster-Impfungen im Abstand einiger Monate benötigen, um den Impfschutz aufrechtzuerhalten, so der Grünen-Politiker in dem Interview. "Das ist die Studienlage, die uns und unseren Experten bekannt ist."
Österreich könnte Vorbild bei Impfpflicht sein
Zugleich sprach sich Lucha für eine Corona-Impfpflicht aus, die "ziemlich sicher im Frühjahr kommen wird". Dabei sollte man sich aus Sicht des Gesundheitsministers an Österreich orientieren. Den dort geplanten Strafenkatalog für Ungeimpfte würde er ebenfalls empfehlen anzuwenden, wenn man die allgemeine Impfpflicht einführe. "Die hohen Strafen scheinen mir geeignet, die Impfquote zu erhöhen", sagte der Grünen-Politiker.
FDP kritisiert Aussagen von Lucha
Scharfe Kritik an den Aussagen Luchas kommt von der FDP. Es sei weder erst seit sechs Wochen bekannt, dass der Impfschutz nach zwei Impfungen rasch nachlasse, noch sei erst seit sechs Wochen bekannt, dass boostern dagegen gut helfe, teilte der Fraktionsvorsitzende im baden-württembergischen Landtag, Hans-Ulrich Rülke, mit. Israel habe im Juli mit dem Boostern begonnen und bereits im Sommer sei bekannt gewesen, dass eine dritte Impfung den Schutz enorm anhebe.
Landtag lehnt Antrag zur Entmachtung des BW-Gesundheitsministers ab Lucha bleibt für Corona-Krisenmanagement zuständig
Nach dem Chaos mit den 2G-Plus-Regeln hatten die Oppositionsfraktionen gefordert, dass Lucha das Corona-Management entzogen wird. Der Landtag lehnte den Antrag mehrheitlich ab.
Minister beklagt mangelnde Impfbereitschaft der Bevölkerung
Im SWR hatte Lucha am Donnerstag die Entscheidungen der Landesregierung in der Corona-Pandemie verteidigt. Es sei bitter, dass man nicht auf die Eigenverantwortung der Menschen setzen könne, so Lucha. "Ich bin schon ein bisschen frustriert, dass wir nur mit härteren Maßnahmen die notwendigen Schutzergebnisse erzielen", so Lucha in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg". Man habe bis zum 15. September jedem ein Impfangebot machen können, erneuerte Lucha seine Kritik an der Impfbereitschaft der Menschen.