Unbekannte haben in Eppelheim einen Geldautomaten gesprengt (Foto: Priebe/pr-video)

Diebstahl durch Explosion

Sprengungen von Geldautomaten: Baden-Württemberg bundesweit auf Platz Drei

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Senada Sokollu

Die Statistik beweist: Die Zahl der Sprengungen an Geldautomaten in Baden-Württemberg steigt. Die Täter leben überwiegend in den Niederlanden. Vor allem ländliche Gebiete werden zum Ziel.

Bereits fünf Sprengungen von Geldautomaten habe es dieses Jahr in Baden-Württemberg gegeben, heißt es seitens der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Im März in Gärtringen (Landkreis Böblingen), im Mai in Balingen (Zollernalbkreis), im Oktober in Sindelfingen und im November in Rutesheim (Landkreis Böblingen). Die fünfte Explosion nun im Dezember aktuell am Donnerstag in Bad Rappenau. Zwei gescheiterte Sprengversuche habe es dieses Jahr zusätzlich noch in Mannheim und in Offenburg gegeben.

Immer wieder schrecken Explosionen an Bankautomaten Menschen auf. Der Schaden an Gebäuden ist hoch, Unbeteiligte geraten in Gefahr. Laut einer Statistik des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg steigt die Zahl der Kriminalfälle an Geldautomaten. Zu der Statistik gehören allerdings nicht nur die Fälle von Sprengungen, sondern sämtliche gewaltsamen Öffnungen von Geldautomaten - beispielsweise Sprengungen mittels Einleiten von Gas, Öffnung mittels Trennschleifern oder auch Aufhebeln unter Zuhilfenahme diverser Werkzeuge.

Baden-Württemberg auf Platz Drei

Zum Vergleich: Im Jahr 2017 habe es demnach 18 Fälle gegeben. Im Jahr 2020 sind es mehr als doppelt so viele - nämlich 41. Der Entwendungsschaden belaufe sich auf insgesamt 1.575.200 Euro. Im laufenden Jahr 2021 seien bis dato deutlich weniger Fälle als im vergangenen Jahr erfasst worden, heißt es seitens des Landeskriminalamtes. Dennoch liege die Summe des dabei erbeuteten Geldes und des entstandenen Sachschadens bereits über der des Vorjahres.

Bis zu 30 Meter weit flogen einzelne Teile des Geldautomaten nach der Sprengung. (Foto: SWR)
Bis zu 30 Meter weit flogen einzelne Teile des Geldautomaten nach der Sprengung.

Mit einem Anteil von bundesweit 66,1 Prozent komme die Mehrheit der Tatverdächtigen aus den Niederlanden, heißt es auf der Internetseite des Bundeskriminalamtes (BKA). Sicherheitsmaßnahmen der niederländischen Banken sehe das BKA als Hauptgrund dieser Entwicklung. Dies veranlasse die Täter dazu, vermehrt in Deutschland Angriffe auf Bankautomaten zu verüben. Auch zeigt die Statistik des BKA, dass im Jahr 2020 die meisten Raubüberfälle in Nordrhein-Westfalen mit 176 Fällen (2019: 105 Fälle) stattfinden, gefolgt von Niedersachsen mit 45 Fällen (2019: 45 Fälle), Baden-Württemberg mit 41 Fällen (2019: 34 Fälle) und Rheinland-Pfalz mit 35 Fällen (2019: 22 Fälle).

"Täter haben ein gewisses Zeitfenster"

Grund für die steigende Zahl der Geldautomatensprengungen in Baden-Württemberg sei auch die Polizeireform, so Thomas Mohr, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Aufgrund der Reform sind teilweise die Anfahrtswege zum Tatort, bei den großflächigen Präsidien, zeitintensiver geworden. Das wissen auch die Täter und haben dann ein gewisses Zeitfenster zur Ausführung ihrer Tat, bis die Polizei eintrifft", so Mohr gegenüber dem SWR.

Außerdem seien nicht alle Banken an das Sicherheitssystem der Polizei angeschlossen - gerade im Bereich der Aufstellorte der Geldautomaten. "Die sind von der jeweiligen Bank videoüberwacht und auch dort geht primär der Alarm bei der Zentrale der jeweiligen Bank ein. Bei einem Banküberfall beispielsweise löst ein Mitarbeiter vor Ort den Alarm aus, der dann bei der Polizei eingeht", erklärt Mohr.

Ländliche Gebiete als leichte Beute

Die typischen Standorte für solche Sprengungen seien teilweise Bankautomaten, die sich außerhalb des Zentrums befinden, also im ländlichen Bereich, so Mohr. "In den meisten Fällen flüchten die Täter dann über nahe gelegene Autobahnen", sagt er. Oft sei es schwierig die Täter zu fassen, weil sie sich gleich ins benachbarte Ausland absetzen, erklärt Mohr weiter.

Vorbeugung sei der richtige Ansatz. "Banken müssen Ihre Sicherheitssysteme, auch im Bankautomatenbereich, verbessern. Einige taten dies bereits. Von einer zentralen Stelle der jeweiligen Bank kann beispielsweise eine Verschließung des Raumes aktiviert werden, um eine Flucht der Täter zu verhindern", so Mohr. Eine Vernebelung des Raumes sei ebenfalls effektiv, damit die Täter bei der Tatausübung am Automaten sichtbehindert werden und die Tat dadurch nicht beendet wird.

Sindelfingen

Sindelfingen Hoher Sachschaden: Geldautomaten im Breuningerland gesprengt

Bei der Sprengung von zwei Geldautomaten im Breuningerland-Einkaufszentrum in Sindelfingen am Freitag ist ein Sachschaden im sechsstelligen Bereich entstanden. Die Täter sind weiterhin auf der Flucht.

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