Eine Frau hält Geldscheine und Münzen in der Hand (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/Deutsche Presse-Agentur GmbH | Daniel Karmann)

2022 verdienten Frauen weniger als Männer

"Gender Pay Gap": BW-Landesregierung will mit Lohnatlas gegensteuern

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Oft verdienen Frauen in Baden-Württemberg weniger als Männer - auch wenn sie den gleichen Job machen. Die Landesregierung will bei der Lohnlücke, dem "Gender Pay Gap", nun genauer hinsehen.

Weil sie häufiger in Teilzeit arbeiten, in schlechter bezahlten Branchen, oder seltener Führungspositionen bekleiden, verdienen Frauen häufig weniger als Männer. Dieser Lohnunterschied wird jährlich mit dem "Gender Pay Gap" berechnet. In Baden-Württemberg lag der unbereinigte Wert 2022 im Schnitt bei 23 Prozent. So groß war die Lücke sonst nirgendwo in Deutschland. Bundesweit liegt sie bei 18 Prozent.

Das Statistische Landesamt berechnet auch einen bereinigten "Gender Pay Gap", bei dem strukturelle Unterschiede wie Teilzeitarbeit herausgerechnet sind. Auch in der bereinigten Version verdienen Frauen in Baden-Württemberg weniger als Männer, im Schnitt sieben Prozent. Das ist auch der Bundesdurchschnitt.

Grüne: Lohnatlas soll Unterschiede in Branchen aufzeigen

Noch in dieser Legislatur will die Landesregierung einen Lohnatlas auf den Weg bringen. Der soll dabei helfen, Branchen zu identifizieren, in denen Frauen besonders schlecht bezahlt werden. Das hat die Grünen-Fraktion im Landtag angekündigt.

Bei der CDU-Fraktion betonte die familienpolitische Sprecherin Isabell Huber, die Rahmenbedingungen für Frauen müssten mit einer verlässlichen Kinderbetreuung verbessert werden.

Baden-Württemberg trage bei vielen frauenpolitischen Kennziffern und auch beim "Gender Pay Gap" die rote Laterne, so die SPD-Fraktion. Das müsse sich endlich ändern. Die frauenpolitische Sprecherin der FDP, Alena Trauschel, hob hervor, vor allem die Geburt des ersten Kindes führe zu einer Stagnation des Gehalts. Trauschel forderte ein Umdenken: Kinderkriegen dürfe nicht zum Karrierekiller werden. Aus Sicht der AfD-Fraktion ist der "Gender Pay Gap" vor allem eine statistische Verfälschung. Ein Grund sei, dass Frauen oft nicht in Vollzeit arbeiten. Die Fraktion plädiert daher für flächendeckende Kinderbetreuung und eine Aufwertung der traditionellen Familie.

Bodenseekreis hat bundesweit größten "Gender Pay Gap"

Es hänge sehr stark von der jeweiligen Beschäftigungsstruktur vor Ort ab, ob und wie viel Frauen weniger verdienten als Männer, erklärt das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). In Freudenstadt betrage der unbereinigte Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern 38 Prozent. Im Bodenseekreis liege er sogar bei fast 40 Prozent. Der Kreis ist damit Schlusslicht in Deutschland. Die Region dort sei besonders stark vom Maschinenbau geprägt - eine Branche, in der zwar gut gezahlt werde, in der aber auch besonders viele Männer arbeiteten, so das IAB.

Teilzeitarbeit großer Einflussfaktor

Insbesondere Unterschiede in der Berufswahl spielten eine wesentliche Rolle für die Verdienstunterschiede: Frauen arbeiteten häufiger in Dienstleistungs-, Gesundheits- und Sozialberufen und übten dort Tätigkeiten aus, die meist mit einem geringeren Verdienst verbunden seien, so die Forscherinnen und Forscher des IAB. Auch, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiteten, spiele eine Rolle bei ihrem geringeren Verdienst.

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