Russisches Gas (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul)

Mögliche Versorgungsengpässe

Gasstreit mit Russland: Wirtschaft alarmiert, Kretschmann will schnellen Ökostrom-Ausbau

Stand

Wegen des Gasstreits mit Russland bereiten sich Unternehmen in BW auf einen möglichen Engpass vor. Ministerpräsident Kretschmann fordert einen schnellen Ausbau erneuerbarer Energien.

Bisher ist noch unsicher, ob die Anordnung "Gas nur für Rubel" von Russlands Präsident Wladimir Putin dem Westen die befürchteten Versorgungsprobleme bringt. Trotzdem bereiten sich auch Unternehmen in Baden-Württemberg auf verschiedene Szenarien vor. Versorger warnen ihre Großkunden vor einem möglichen Engpass. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mahnte den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien an.

Kretschmann: Wasserstoff-Wirtschaft könnte in Zukunft große Rolle spielen

Zum Abschluss seiner zweitägigen Reise nach Straßburg sagte Kretschmann, dass das Ziel sein müsse, den Bezug von Energie so schnell wie möglich zu diversifizieren. Gleichzeitig habe man die Aufgabe, schneller auf regenerative Energien umzusteigen. Auch wenn Frankreich einen anderen Weg gehe und an der Atomenergie festhalte, bestehe Einigkeit, dass die Wasserstoff-Wirtschaft in Zukunft eine große Rolle spielen könne.

Bei der zweiten Grenzraum-Konferenz mit Vertretern der französischen Region Grand Est war es zuvor um die Nachnutzung des vor zwei Jahren stillgelegten französischen Atomkraftwerks Fessenheim gegangen. Eine von der Landesregierung mitfinanzierte Studie zeige, dass mit grünem Wasserstoff zukunftsweisende Energiewirtschaft betrieben werden könne, so Kretschmann. Er betonte, dass Europa angesichts des russischen Aggressionskrieges in der Ukraine noch enger zusammenarbeiten müsse.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90 Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, sitzt während einer Konferenz zum Hochschulnetzwerk EUCOR im Rahmen des Besuchs einer Delegation der baden-württembergischen Landesregierung in einem Gebäude der Universität von Strassburg.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien.

Gasversorgung könnte bei Firmen gedrosselt werden

Wegen des Gasstreits mit Russland warnen Versorger derweil ihre Großkunden vor - insbesondere Firmen. Der Energieversorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) überprüfe, bei wem die Gasversorgung gedrosselt werden könne, sollte der Rohstoff knapp werden. "Da reden wir aber nur über Unternehmen, die möglicherweise gedrosselt oder abgeklemmt werden", sagte EnBW-Sprecher Hans-Jörg Groscurth. Privatleute müssten sich keine Sorgen um einen Gas-Stopp machen.

Die Stadtwerke Herrenberg verschicken momentan Warnungen per Post. "Wir hatten diese Lage ja noch nie und wir gehen davon aus, dass viele Firmen gar nicht wissen, dass sie zum Kreis der Betroffenen gehören", erklärte der Erste Bürgermeister der Stadt Herrenberg, Stefan Metzing. Die Stadtwerke wollen deshalb jetzt eine Infoveranstaltung anbieten.

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"Wir gehen davon aus, dass viele Firmen gar nicht wissen, dass sie zum Kreis der Betroffenen gehören"

Der Technologiekonzern Bosch teilte mit, er bereite sich auf verschiedene Szenarien vor. Bosch treffe Vorsorge, "um bei einer Regulierung der Gasversorgung die Belieferung unserer Kunden weiter sicherzustellen oder mögliche Auswirkungen so gering wie möglich zu halten". Zurzeit könne der Konzern seine Fertigungs- und Betriebsstätten unverändert versorgen und beobachte den Energiemarkt.

Bei Mercedes-Benz hieß es, die Stuttgarter prüften ständig Möglichkeiten, Energie einzusparen, und verstärkten nun diese Bemühungen.

Versorger raten, Energie zu sparen

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Mittwoch die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen, die erste von drei Stufen. Damit soll die Vorsorge für einen Lieferstopp gestärkt werden. An Verbraucher und Firmen ging der Appell, Energie zu sparen. Diesen Appell unterstützen auch die EnBW und die Stadtwerke Herrenberg. "Alles was wir jetzt einsparen, hilft im nächsten Winter", sagte EnBW-Sprecher Groscurth.

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