Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) und seine Amtskolleginnen und -kollegen der führenden westlichen Industriestaaten (G7) haben sich gegen Exportstopps für Nahrungsmittel ausgesprochen. "Wir rufen dazu auf, die Märkte offen zu halten", sagte Özdemir nach Abschluss des Treffens der G7-Agrarministerinnen und -minister am Samstag in Stuttgart. Er kritisierte die Entscheidung Indiens, ab sofort keinen Weizen mehr zu exportieren. Ihre Entscheidung hatte die Regierung in Neu Delhi damit begründet, dass man die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln sicherstellen müsse. Experten hatten ihre Schätzung, wie hoch die Ernte in dem Land ausfallen werde, aufgrund einer aktuellen Hitzewelle um ein Viertel nach unten korrigiert.
Özedemir: Putin setzt Hunger als Waffe ein
Özdemir übte erneut heftige Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin: Dieser setze Hunger als Waffe ein, so der Bundesagrarminister. Er und seine G7-Amtskolleginnen und -kollegen wollen die Ukraine bei der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung und beim Export unterstützen. Rund 20 Millionen Tonnen Getreide lagern derzeit in den von Russland blockierten Häfen am Schwarzen Meer. Ein Teil davon soll nun über Land, die Donau und die Häfen des Baltikums transportiert werden. Wichtig sind die ukrainischen Weizen-Exporte zum Beispiel für Nordafrika.
G7-Staaten wollen Preise für Lebensmittel stärker überwachen
"Wir haben alle miteinander, gerade die großen Exportnationen, auch eine Verantwortung für den Rest der Welt", sagte Özdemir. Nach dem Willen der Agrarministerinnen und -minister sollen die G7-Staats- und Regierungschefs nun über das Thema beraten, wie Özdemir berichtete. Indien sei beim Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern Ende Juni zu Gast. Die G7 wollen laut Özdemir die Preise für Produktions- und Lebensmittel stärker überwachen als bisher, dabei gehe es beispielsweise um Düngemittel. Dazu solle das Agrarinformationssystem der G20-Gruppe der Industrie- und Schwellenländer gestärkt werden.
Tagung aus Sicherheitsgründen unterbrochen und an geheimem Ort fortgesetzt
Die Tagung der G7-Agrarministerinnen und -minister auf Schloss Hohenheim war aus Sicherheitsgründen unterbrochen und an einem anderen Stuttgarter Tagungsort fortgesetzt worden - wo genau, ist nicht bekannt. Es habe Befürchtungen gegeben, dass der Ablauf der Veranstaltung auf Schloss Hohenheim gestört werden könne, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Dabei habe unter anderem eine angekündigte Traktorendemonstration in unmittelbarer Nähe von Schloss Hohenheim im Süden der Landeshauptstadt eine Rolle gespielt. Die Sprecherin sagte, am Vormittag hätten sich Landwirte mit rund zwei Dutzend Schleppern in Hohenheim versammelt.
Agrarminister beraten Zukunft der Landwirtschaft
Das übergeordnete Thema der Tagung war die nachhaltige Landwirtschaft der Zukunft. Dabei geht es im Kern um die Frage, wie natürliche Ressourcen geschont und schädliche Auswirkungen auf Klima, Boden, Wasser und Luft eingeschränkt werden können. Durch Bevölkerungswachstum, Klimawandel und die Folgen des Ukraine-Kriegs steht die Landwirtschaft auf der ganzen Welt vor riesigen Herausforderungen.
Internationale Ernährungssicherheit
Mit dem Krieg in der Ukraine ist die internationale Ernährungssicherheit auf die Prioritätenliste der Politiker gelangt. Der weltweite Getreidemarkt ist angespannt, die Preise steigen. Die Ukraine kämpft dafür, weiter ihr Getreide in die Welt bringen zu können. Die vom deutschen Ressortchef Cem Özdemir (Grüne) geführte Ministerrunde hatte am Freitag mit dem ukrainischen Agrarminister Mykola Solskyj darüber beraten, wie dem kriegserschütterten Land geholfen werden kann. Dabei ging es insbesondere um alternative Exportwege für Getreide über die Straße, die Schiene und die Donau.
Folgen des russischen Angriffskriegs G7-Gipfel in Stuttgart: Özdemir sichert Ukraine weitere Hilfe beim Getreideexport zu
Die G7-Agrarminister diskutieren über die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Ernährungssicherheit. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hat der Ukraine Unterstützung zugesichert.
Solskyj brachte Ausfuhren über baltische Häfen ins Spiel. Die Ukraine zählt zu den größten Getreideproduzenten weltweit, kann aber wegen der durch Russland blockierten Häfen im Schwarzen Meer derzeit nichts exportieren.
Deutschland hat zurzeit den Vorsitz der G7
Deutschland hat in der Runde der G7 zurzeit den Vorsitz. Der Gruppe gehören neben der Bundesrepublik die USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan an. Die globale Lebensmittelversorgung war auch ein Thema des Telefonats zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag gewesen. "Der Bundeskanzler erinnerte daran, dass Russland hier in besonderer Verantwortung steht", hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit berichtet.