In Deutschland leiden rund 20 Millionen Menschen unter starkem Übergewicht. Und es werden immer mehr. Die Sana Klinken im Kreis Biberach bieten im neuen Adipositaszentrum Hilfe an. Im Interview mit SWR-Moderatorin Thea Thomiczek hat der Leiter des neuen Zentrums, Thomas Schmidt, erklärt, wie genau sich Adipositas definiert und wie das Zentrum helfen will:
Thomas Schmidt: "Adipositas muss man als eine chronische Krankheit ansehen, die manchmal im frühen Lebensalter beginnt und sich dann über Jahre immer mehr entwickelt, mit Begleiterkrankungen, die von der Adipositas hervorgerufen werden."
Frage: Ab wann ist man denn Adipositaskranker, wie definiert sich das?
Thomas Schmidt: "Ab einem Body Mass Index (BMI) von 35 haben wir ein hohes Risiko, Begleiterkrankungen zu entwickeln. Man muss es schon so sehen, dass die Menschen, die unter Übergewicht leiden, gefährdet sind, zum Beispiel Bluthochdruck zu entwickeln, und dass sie dann irgendwann beispielsweise auch einen Herzinfarkt erleiden können."
Frage: Und wer ist von dieser Krankheit betroffen? Eher Menschen ab der zweiten Lebenshälfte?
Thomas Schmidt: "Adipositas gibt es zum einen im frühen Lebensalter. Man sieht es auch in der Schule. Da sind die Bemühungen in den letzten Jahren gewesen, mehr Sport zu treiben und die Ernährung umzustellen. Es gibt tatsächlich schon Kinder und Jugendliche, die an Übergewicht leiden. Aber die Gruppe von Menschen, die wir behandeln, sind natürlich auch Erwachsene, die schon über längere Zeit damit zu kämpfen haben, die einfach durch immer neue Diäten ohne professionelle Hilfe in dem Bereich sich immer weiter gesteigert haben an Gewicht. Und diese Menschen haben einen Punkt erreicht, wo sie beispielsweise tatsächlich diese Nebenerkrankungen entwickelt haben. Oder die haben Beschwerden, Gelenkbeschwerden und Ähnliches. Diese Menschen muss man irgendwie wieder in ein Normalgewicht bringen."
Frage: Und wie können Sie diesen Menschen in Ihrer Sana-Klinik in Biberach helfen?
Thomas Schmidt: "Wir haben als ersten Schritt einen ambulanten Bereich, da stellen sich die Patientinnen und Patienten vor. Wir klären sie ausführlich darüber auf, was Adipositas ist. Wir haben ein Netzwerk aufgebaut, in dem die Patienten verschiedene Abteilungen durchlaufen. Das sind zum Beispiel Spezialisten für Diabetes dabei, Psychiater, Psychologen. Wenn wir nach sechs Monaten sehen, der Erfolg ist nicht da, dann muss man sich überlegen, was der nächste Schritt ist. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass Patienten mit Adipositas sehr schwer abnehmen können, trotz Begleitung. Dann muss man ihnen eine Operation anbieten, entweder eine Magenverkleinerung oder einen Magenbypass, was ihnen dann hilft, das Gewicht zu reduzieren."