Die Präsidentin des Landtags, Muhterem Aras (Grüne), hat am Mahnmal für deportierte Sinti an der Ravensburger St. Jodokskirche einen Kranz niedergelegt. Anlass war der heutige Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. 77 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau hatte der Landtag zu seiner zentralen Gedenkstunde nach Ravensburg eingeladen. Im Mittelpunkt stand das Schicksal der Sinti und Roma.
"Es ist wichtig, dass wir jedes Jahr eine besondere Opfergruppe in den Fokus nehmen, um auch die Besonderheiten der jeweiligen Verfolgung deutlich zu machen."
Inhaftierungslager für Sinti
In Ravensburg wurde 1936 ein kommunales Zwangslager zur Inhaftierung der örtlichen Sinti errichtet. 100 Sinti wurden dort interniert, 34 von ihnen 1943 nach Ausschwitz deportiert. 28 Sinti starben dort oder in anderen Konzentrationslagern. Ihre Geschichte stehe exemplarisch für die Verfolgung aller Sinti und Roma auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg, heißt es in einer Mitteilung des Landtags.
Ausstellung über Verfolgung der Sinti in Ravensburg
Bis Ende Januar zeigt das Ravensburger Museum Humpis-Quartier noch die Wechselausstellung "Ausgrenzung und Verfolgung. Ravensburger Sinti im Nationalsozialismus". Diese erste Ausstellung des Museums über die Zeit des Nationalsozialismus stellt die Geschichte und das Schicksal der Ravensburger Sinti in den Mittelpunkt. Sie thematisiert dabei nicht nur die zunehmende Ausgrenzung dieser Minderheit, sondern zeigt auch, wie der Großteil der Bevölkerung in relativer Normalität weiterleben und von der Verfolgung anderer profitieren konnte.
Gedenkstunde live im Internet
Die Gedenkstunde des Landtags wurde live im Internet übertragen. Teil des Programms waren unter anderem ein Vortrag von der international anerkannten Historikerin Dr. Karola Fings sowie ein Film des Verbands Deutscher Sinti & Roma (VDSR-BW), in dem sich junge Sinti und Roma auf Spurensuche in Ravensburg begeben. Auch die Ausgrenzung nach dem zweiten Weltkrieg wurde dabei thematisiert. Die Losung des Gedenktages "Nie Wieder" schließt daher für Landtagspräsidentin Muhterem Aras auch jegliche Form von Rassismus mit ein.
"Die Mahnung 'Nie Wieder' und der Anspruch 'Nein zu Rassismus' gehören zusammen."