Flüchtende Menschen, die versuchen, über eine Grenze in Sicherheit und Freiheit zu gelangen – das sind Bilder, die wir derzeit mit dem Krieg in der Ukraine verbinden. Direkt vor unserer Haustür gab es das ähnlich auch, vor mehr als 80 Jahren, im Zweiten Weltkrieg. Damals versuchten mehrere tausend Menschen, von Vorarlberg über die Grenze in die Schweiz zu gelangen, viele von ihnen starben dabei. Am Sonntag ist ein Netz von Erinnerungs-Radwegen mit Hörstationen feierlich eröffnet worden, das einige dieser Schicksale erzählt.
Sophie Haber gelingt knapp die Flucht
Hörstation 20 nördlich von Hohenems erzählt beispielsweise von Sophie Haber, damals noch Sophie Mehl. 1922 wird sie in einer jüdischen Familie geboren und kommt schließlich mit 16 Jahren im Oktober 1938 nach Hohenems, um in die Schweiz zu fliehen. Ihre Flucht, gemeinsam mit einem Ehepaar und dessen Kindern, hatten ihre Brüder organisiert, die bereits in der Schweiz waren. 1997 erzählte Sophie Haber in einem Interview davon.
52 Hörstationen erzählen Schicksale
Entlang der insgesamt 100 Kilometer langen Erinnerungsstrecke gibt es insgesamt 52 Hörstationen. Sie erzählen, welche Schicksale sich während des Zweiten Weltkriegs an der Grenze zwischen Vorarlberg und der Schweiz ereigneten. Vor allem in Hohenems versuchten ab 1938 verfolgte jüdische Menschen, Deserteure, Zwangsarbeiter und politische Gegner des Nazi-Regimes, über den Alten Rhein in die Schweiz zu gelangen.
Jeden Samstag finden Radtouren statt
22 Gemeinden auf Vorarlberger und Schweizer Seite der Grenze haben an dem Projekt "Hörstationen" mitgearbeitet. Es ist eingebettet in eine Reihe von weiteren Veranstaltungen. So wird es jeden Samstag geführte Radtouren auf einzelnen Abschnitten geben, mit historischen Erläuterungen.