Jemand hält ein 9-Euro-Ticket in der Hand (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Monika Skolimowska)

Verkehrsverbund sieht Imageschaden für ÖPNV am Bodensee und in Oberschwaben

Nach Ende des 9-Euro-Tickets: Kritik von bodo

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Nach drei Monaten 9-Euro-Ticket überwiegen für den Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben (bodo) die Nachteile durch die Aktion. Allerdings habe das Ticket auch viele Menschen mit dem öffentlichen Nahverkehr in Berührung gebracht.

Der Verkehrsverbund bodo zieht eine kritische Bilanz zum abgelaufenen 9-Euro-Ticket. Es habe maximale Last auf ein ohnehin schon geschwächtes und unterfinanziertes System gebracht, teilt bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler in einer Pressemitteilung mit. Pendlerinnen und Pendler seien vergrault worden. Zudem sei für den Tourismus und den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein erheblicher Imageschaden entstanden.

SWR-Reporter Thorben Langwald über die kritische 9-Euro-Ticket-Bilanz des bodo-Geschäftsführers:

Löffler befürchtet, dass wegen des Tickets Geld für nachhaltige Investitionen in das öffentliche Nahverkehrssystem fehle. In der Region hat das 9-Euro-Ticket laut der Pressemitteilung zu einem starken Zulauf im Freizeitverkehr geführt. Als größten Erfolg des Tickets bezeichnet Löffler, dass Menschen sich mit dem ÖPNV als Alternative zum Auto auseinandergesetzt haben.

9-Euro-Ticket-Einführung in schwierigen Zeiten

Das 9-Euro-Ticket sei in einer Zeit eingeführt worden, die auch für Nahverkehrsunternehmen schwierig sei. Neben hohen Energiekosten hätten die Unternehmen mit hohen Krankenständen beim Personal zu kämpfen sowie mit technischen Problemen infolge gestörter Lieferketten. Züge auf der Südbahn und der Bodenseegürtelbahn wären dadurch mit geringerer Kapazität gefahren. So hätten manche Fahrgäste keinen Platz mehr im Zug gefunden und mussten auf dem Bahnsteig zurückbleiben.

bodo-Geschäftsführer fordert durchfinanziertes Verkehrskonzept

Löffler appelliert an die Politik und die ÖPNV-Branche, ein langfristiges Nachfolgeprojekt für das 9-Euro-Ticket zu entwickeln, bei dem nicht der günstigste Preis und kurzfristige Effekte im Mittelpunkt stünden. Der Fokus müsse auf einem Gesamtsystem liegen, das durchfinanziert sei und den ländlichen Raum mitnehme.

"Wenn wir das heutige System weiter auf Verschleiß fahren, dann droht eine Verkehrswende in die falsche Richtung. Das will niemand."

Löffler sieht Schweiz und Vorarlberg als Vorbilder

Erfolgreiche Nahverkehrssysteme gibt es laut Löffler in direkter Nachbarschaf zur Region Bodensee-Oberschwaben. In der Schweiz und im österreichischen Bundesland Vorarlberg seien auf der Schiene Taktsysteme mit hoher Kapazität und 98 Prozent Pünktlichkeit ebenso selbstverständlich wie modernisierte, barrierefreie Bahnhöfe. Außerdem gebe es in den ländlichen Räumen flächendeckende Bussysteme.

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