Justizia-Figur vor Aktenstapeln (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa (Symbolbild))

Urteil am Arbeitsgericht Ravensburg

Friedrichshafener Obstbauer muss georgischen Erntehelfern Lohn nachzahlen

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Ein Landwirt aus Friedrichshafen muss 18 Erntehelfern aus Georgien im Schnitt je rund 1.000 Euro Lohn nachzahlen. Das hat das Arbeitsgericht Ravensburg am Freitag entschieden.

Die Erntehelfer hatten dem Obstbauern vorgeworfen, er habe ihnen wiederholt keine Arbeit zugeteilt und dann Lohn einbehalten. Dies aber sei rechtswidrig, so das Gericht in seinem Urteil. Der Landwirt hatte hingegen behauptet, die Erntehelfer seien wiederholt nicht zur Arbeit erschienen. Deshalb seien vergangenes Jahr viele Erdbeeren nicht geerntet worden und ein Schaden von rund 70.000 Euro entstanden, so der Landwirt. Dafür aber fehlten Belege, so das Gericht. Ob der Obstbauer in Berufung geht, ist offen.

Zuvor war der Prozess am Arbeitsgericht mehrmals verschoben worden. Der Erdbeerbauer hatte zwei von der Vorsitzenden Richterin vorgeschlagene Vergleichsangebote abgelehnt. Hätte er das Vergleichsangebot angenommen, hätte er den 18 Klägern jeweils lediglich 750 Euro nachzahlen müssen.

Georgische Erntehelfer (Foto: SWR)
Georgische Erntehelfer beklagten sich über ausbleibende Löhne und schlechte Unterbringung bei einem Obstbauern in Friedrichshafen.

Streit beginnt im vergangenen Jahr wegen Unterbringung

Losgetreten hatte den Streit ein Saisonarbeiter, der mehrere Videoclips im vergangenen Jahr in den sozialen Medien in Georgien verbreitetet hat. In den Videos waren die Unterkünfte der Georgier zu sehen. Die Arbeiter berichteten von verdreckten und verschmutzten Wohncontainern. Außerdem sei es zu eng und die Unterbringung nicht coronakonform gewesen.

Das Landratsamt des Bodenseekreises überprüfte daraufhin die Unterkünfte und stellte Verstöße fest. Der Landwirt musste nachbessern. Auch die georgische Botschaft schaltete sich in den Fall ein und forderte Aufklärung.

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SWR