Bedingt durch den Klimawandel entstehen immer mehr Wetterextreme - wie zuletzt im deutschen Ahrweiler. Der Kanton Thurgau simulierte nun, wie mobile Kulturgüter im Falle einer Naturkatastrophe schnellstmöglich in Sicherheit gebracht werden können. Dabei arbeiteten die Fachstelle für Kulturgüterschutz, der Zivilschutz sowie das Amt für Archäologie und das Historische Museum Thurgau zusammen.
Unwetter-Szenario wird simuliert
Etwa 70 Frauen und Männer waren vor Ort im Einsatz. Das Szenario war vorgegeben: Heftigen Niederschläge und starke Sturmböen entwurzeln Bäumen und lassen Bäche und Flüsse über die Ufer treten. Auch das Dach des Zentraldepots des Amtes für Archäologie sowie das historische Museum Schloss Frauenfeld werden dabei stark beschädigt - Regenwasser dringt in die Ausstellungsräume ein. Soweit die Aufgabenstellung. SWR-Reporterin Esther Leuffen hat sich den Ablauf der Übung angesehen.
Die Übung beginnt mit der sogenannten Chaosphase: Die Lage wird analysiert und das weitere Vorgehen festgelegt. Erst dann rücken die Zivilschützer aus. Vor dem Frauenfelder Schloss errichten sie ein großes Zelt zur Verpackung und Dokumentation. Hier wird auch das Packmaterial gelagert: stapelbare Plastikboxen, Schweizer Armeedecken, Luftpolsterfolie, Seidenpapier. Damit ausgerüstet marschieren die Zivilschützer in Uniformen, Signal-Westen, Helmen und schweren Stiefeln in das historischen Museum.
Bewegliche Kulturgüter werden evakuiert
Der Mittelalter-Bau beherbergt eine Ausstellung über die Zeit zwischen dem Konstanzer Konzil 1414 und der Reformation 1517. Rund 40 Objekte müssen im obersten Stockwerk gerettet werden. Darunter historische Karten aus Pergament, Fahnen aus Stoff, Ölgemälde, Urkunden, Möbel, aber auch Tonflaschen und Porzellanteller.
Nach sorgfältiger Verpackung geht es ins Notlager
Die kostbaren Originale werden für die Übung durch Flohmarktartikel, Attrappen oder Papierkopien ersetzt. So auch die berühmte Frauenfelder Mitra aus dem Kloster Kreuzlingen. Sie ist eines der wenigen erhaltenen Kunstwerke aus der Zeit des Konstanzer Konzils Anfang des 15. Jahrhunderts. Für die Übung wird sie durch eine Narrenkappe ersetzt, die sorgfältig in Seidenpapier und Luftpolsterfolie gehüllt in eine Plasitikbox gelegt wird. Ein Zivilschützer trägt die wasserdichte Box mit der verpackten Narrenkappe ins Zelt, wo alles dokumentiert wird. Dann geht es weiter in ein Notlager, wo sie vor dem Unwetter geschützt gelagert wird.
