Elsa Hammer war eine moderne Frau, sie trug lieber Hosen statt Röcke, dazu eine Zigarre zwischen den Lippen. Das war das neue Selbstbewusstsein von Frauen ihrer Zeit und Generation. Nachdem ihr nichtjüdischer Ehemann 1943 verstarb, wurde sie noch im gleichen Jahr deportiert und starb wenig später in Auschwitz. SWR-Reporterin Karin Wehrheim hat Zeitzeugin Anneliese Schneider aus Friedrichshafen-Fischbach getroffen. Als junges Mädchen hat sie miterlebt, wie ihre Nachbarin Elsa Hammer von Männern in einem grünen Auto abgeholt wurde. Ein Archivbeitrag aus dem Jahr 2015.
Elsa Hammer stammte aus Göppingen, sie wurde am 1.12.1884 als ältestes Kind von Isaak Fellheimer und Mathilde Bernheim geboren. Die Familie war weitläufig verwandt mit Albert Einstein. Mit ihren jüngeren Brüdern Joseph und Theo wuchs sie in behüteten Verhältnissen auf.
Umzug an den Bodensee wegen Arbeitsplatz bei Dornier
Sie heiratete den Göppinger Kaufmann Karl Hammer und zog mit ihm an den Bodensee. Das kinderlose Ehepaar lebte wohlsituiert und angesehen, die Nichten Margot und Lore-Luise verbrachten ihre Ferien bei ihnen. Sie nahmen das Pflegekind Martha Mutter in ihr Haus auf.
Elsa Hammer war einzige jüdische Einwohnerin der Stadt
In Friedrichshafen war Elsa Hammer die einzige jüdische Einwohnerin. Ihr nichtjüdischer Ehemann und sein kriegswichtiger Posten als Produktionsleiter beim Flugzeughersteller Dornier schützten Elsa Hammer bis zu seinem Tod am 21. Juli 1943 vor Repressalien. Danach ging alles sehr schnell: Die 58-Jährige hatte nicht mehr den Schutz einer "privilegierten Mischehe" und wurde schon kurze Zeit später aus ihrem Haus in der Zeppelinstraße 275 deportiert. Sie starb vermutlich am 24. September 1943 in Auschwitz.
Nur eine Nichte überlebte den Holocaust
Die Brüder Joseph und Theo Fellheimer, die Schwägerin Jenny und Elsas Nichte Lore-Luise wurden bereits 1941 nach Lettland deportiert und starben in Riga. Die Nichte Margot Fellheimer überlebte als einzige den Holocaust in England.