Das 525 Seiten dicke Buch ist handgeschrieben - vom Küchenchef des Schlosses in Tettnang. 800 Rezepte hat der Koch vor 200 Jahren aufgeschrieben. Diese umfangreiche Sammlung gibt es zwar nicht zu kaufen, der Tettnanger Bäcker und Konditor Seppi Reck hat es aber gesichtet und einiges nachgekocht.
Kochen ohne Mixer und Rührgerät
Schwerstarbeit muss das Kochen damals gewesen sein, erklärt der Bäckermeister und Konditor. Ganz ohne Küchengeräte mussten Teige gerührt und Eischnee oder Sahne für eine ganze Gesellschaft steif geschlagen werden. Kompliziert war es damals auch, die richtigen Maße zu kennen. Es gab unter anderem "Lot", "Quent" und "Simri" - doch damit nicht genug: Man musste wissen, ob ein badisches, ein württembergisches oder ein bayerisches Simri gemeint ist. Jede Region hatte eigene Maßeinheiten, die Vereinheitlichung auf Kilo und Gramm kam erst später.
Viele teure Gewürze
Eine Besonderheit der alten Rezepte waren die Gewürze. Dem Essen wurden so große Mengen Anis, Pfeffer oder Nelken beigegeben, dass sie für heutige Geschmäcker nicht mehr genießbar wären. Je wohlständiger der Haushalt umso mehr Gewürze kamen in das Essen. Besonders Nelken und Pfeffer waren sehr teuer. Doch Gewürze wirken desinfizierend und machten das Essen - für damalige Verhältnisse - bekömmlich.
SWR-Moderatorin Thea Thomiczek hat den Kochbuch-Sammler in Tettnang gefragt, was ihn am historischen Kochen und an den alten Kochbüchern reizt.