Taras Kostenko am Gedenkstein für seine Schwester an der Absturzstelle bei Überlingen. (Foto: SWR, Thomas Wagner)

Flugzeugkatastrophe und Krieg in der Ukraine

Das Schicksal führt die Familie von Taras Kostenko zum zweiten Mal nach Überlingen

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Taras Kostenko ist mit seiner Familie vor dem Krieg in der Ukraine an den Bodensee geflohen. Er ist nicht zum ersten Mal hier: Vor 20 Jahren starb seine Schwester bei der Flugzeugkatastrophe bei Überlingen.

Taras Kostenko lebte jahrelang als gebürtiger russischer Staatsbürger mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Charkiw, der zweitgrößten Stadt in der Ukraine. Dann kam der Krieg – und alles wurde anders. Die Flucht aus der Heimat führte die Familie nach Überlingen.

Für Kostenko ist es eine Rückkehr an den Bodensee. Vor 20 Jahren verlor er bei der Flugzeugkatastrophe von Überlingen seine Schwester Oksana. Sie starb als eines von 71 Opfern. Damals waren am 1. Juli 2002 eine russische Passagiermaschine und ein Frachtflugzeug  bei Überlingen zusammengestoßen.

Das zertrümmerte Heck der Tupolew, die 2002 über dem Bodensee mit einer Boeing 757 zusammengestoßen war, auf einer Straße bei Überlingen. (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/dpaweb/Mario Gaccioli (Archivbild))
Das zertrümmerte Heck der Tupolew, die 2002 über dem Bodensee mit einer Boeing 757 zusammengestoßen war, auf einer Straße bei Überlingen.

Verein "Brücke nach Ufa" hilft der Familie

Ein Schicksalsschlag, der Taras Kostenko bis heute prägt. Und nun, zwei Jahrzehnte später, führt der nächste Schicksalsschlag die Familie in jene Region, in der die Schwester ums Leben kam. Der Kontakt zum Überlinger Verein "Brücke nach Ufa", der seit 20 Jahren an die Opfer der Flugzeugkatastrophe erinnert, hat den Kostenkos auf ihrer Flucht geholfen.

"Meine Schwester ist jetzt so etwas wie ein Schutzengel für unsere Familie: Sie hat uns hergeführt – und uns an die weiteren Schutzengel, also an all die Helferinnen und Helfer hier, übergeben. Das hat etwas Schicksalhaftes."

Kostenko, seine schwangere Frau und seine kleinen Söhne Timofei und Tichon haben durch die Kontakte eine vorläufige Bleibe in Sipplingen (Bodenseekreis) gefunden.

Treffen mit Hinterbliebenen und Unglückshelfern

Eine Gedenkwoche anlässlich des 20. Jahrestages des Absturzes soll vom 27. Juni bis 3. Juli stattfinden. Der Verein "Brücke nach Ufa" will dann Menschen zusammenzubringen, die die Ereignisse hautnah miterlebt haben. Hinterbliebene sollen die Möglichkeit bekommen, sich noch einmal am Unglücksort zu versammeln.

Auch Gesprächsrunden und kulturelle Veranstaltungen wie eine Ausstellung, eine Lesung, Führungen an der Gedenkstätte und ein Gottesdienst sind vorgesehen. Die Stadt Überlingen organisiert eine Gedenkveranstaltung am 1. Juli.

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SWR