Das Thema jüdisches Leben treibt die Autorin schon länger um, in mehreren Veröffentlichungen hat sie sich damit beschäftigt. Besonders schlimm findet Claudia Scherer, dass die meisten Menschen keine Juden mehr persönlich kennen. Es seien so viele Leben ausgelöscht worden.
"Dass man über ein Volk spricht, das man kaum kennt, das uns kaum begegnet - diese Erfahrung fehlt vielen von uns völlig."
In dem kleinen Band "Sanduhr" hat Claudia Scherer ihre persönliche Begegnung mit einem jüdischen Kind - und später erwachsenen Mann - verarbeitet. Für die Autorin stellt der Erzählband eine Art Abschluss mit dem Thema dar: "weil ich das Traumbild hervorlocken konnte."
Wie viel eigenes Erleben in dem Buch steckt und was es der Autorin Claudia Scherer selbst bedeutet, hat sie SWR-Reporterin Thea Thomiczek im Studiogespräch erzählt.
Claudia Scherer bezeichnet den Inhalt von "Sanduhr" als auto-fiktional, nicht autobiografisch. Sie gehe von erlebten Situationen aus und gleite über in die Traumbilder.
Zum Inhalt:
In der Geschichte geht es um ein Mädchen aus dem Allgäu, das auf Sylt mit einem jüdischen Jungen im Sand spielt. Später begegnet sie ihm als Erwachsene zufällig in Berlin wieder - zumindest meint sie, ihn wiederzuerkennen. Sofort fühlt sie sich von ihm angezogen.
Es ist eine sehr persönliche, intime Geschichte. Sogar die Wellen und Sandbewegung aus ihrer Erinnerung versucht die Autorin in der Schrift abzubilden - in kleinen und großen Buchstaben. Das Auge des Leser schwingt mit.
