Bis zum 19. Jahrhundert war der kleine Ort Rötsee (Kreis Ravensburg) noch eine Insel. Der See wurde damals abgelassen - nun liegt der Ort zwischen den Rieden Rötseemoos und dem Gründlenried. Stephan Wiltsche kennt auch eine Besonderheit des seit 1983 unter Naturschutz stehenden Riedes: Es ist das einzige in ganz Europa, das nicht einen seitlichen Abfluss hat, sondern in der Mitte versickert, wie in einem Syphon. In Sagen wird er auch das Teufelsloch genannt.
"In Rötsee kommen ganz verschiedene Dinge zusammen. Geografisches, Historisches und Kunsthistorisches. Von daher ist es ein ganz besonderer, auch sagenhafter Ort."
So besonders die Umgebung bereits ist, so außergewöhnlich ist die Geschichte um die Wallfahrtskirche in Rötsee - einem Lieblingsort des Wangener Heimatpflegers Wiltsche. Was diese Kirche an Besonderheiten birgt, hat der Theologe SWR-Reporterin Thea Thomiczek erzählt.
Rötsee sei schon in vorchristlicher Zeit ein Ort der Verehrung gewesen, weiß Stephan Wiltsche. Es habe viele Kulthandlungen wie zum Beispiel Kesselkulte und blutige Opferkulte gegeben, darauf weisen viele Sagen hin. Die zunächst kleine Kirche sollte einen Gegenpol zu dem kultischen Platz bilden. Im 12. Jahrhundert kam sie zum Kloster Petershausen, das eine kleine Mönchsgemeinschaft auf der damaligen Insel einrichtete.
Wallfahrtskirche Rötsee mit ungewöhnlichem Deckenbild
Zentrales Wallfahrtsobjekt ist die Madonnenfigur von Hans Multscher. Berühmtheit hat aber das Deckenbild in der heutigen Wallfahrtskirche erlangt. Es zeigt den Teufel von Rötsee. Er soll die Menschen in den Schlund hinabgezogen haben. Die Sage beschreibt das Teufelsloch, also den mittign Abfluss des Riedes. Nur Gebete zu Maria, der Muttergottes, hätten die Menschen vor dem Schicksal erlösen können, so die Überlieferung.
