Jakob Bräckle-Hütte in Winterreute bei Biberach (Foto: SWR)

Maleratelier und Sommerhaus

Sagenhafter Ort: Bräckle Hütte in Winterreute bei Biberach

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Jakob Bräckle gehört zu den wohl bekanntesten Künstlern Oberschwabens. In diesem Jahr jährt sich sein Geburtstag zum 125. Mal. Für seine Tochter ist die Maler-Hütte ihres Vaters bis heute ein ganz besonderer Ort.

Der Künstler blieb zeitlebens in Biberach. In vielen oberschwäbischen Häusern hängen seine Bilder. Vielleicht, weil er ausschließlich oberschwäbische Landschaften in Szene setzte. 1987 starb Jakob Bräckle im Alter von 89 Jahren. Über den Maler wurden mehrere Bücher geschrieben mit vielen Fotos und Details aus seinem Leben.

Noch lebhaftere Einblicke aber hat seine Tochter Gudrun Martin. Sie ist jetzt 90 Jahre alt und lebt ebenfalls in Biberach. SWR-Reporter Heiner Vaut hat sie getroffen.

Die 90-jährige Gudrun Martin kümmert sich noch immer um die kleine Holzhütte am Ortsrand Biberachs. Dorthin zog sich ihr Vater oft zum Malen zurück. Manchmal wohnte und arbeitete er den ganzen Sommer über allein in der nur fünf Kilometer vom Familienhaus der Bräckles entfernten Hütte, erinnert sich die Tochter.

 Gudrun Martin zeigt Hütte von Jakob Bräckle  (Foto: SWR)
Archivfoto: Jakob Bräckle bei der Arbeit in seiner Atelier-Hütte.

In den 1920 Jahren studierte Jakob Bräckle in Stuttgart Kunst. Später widmete er sich ausschließlich oberschwäbischen Motiven aus Natur und Landwirtschaft. Schon früh traf er wohlhabende Personen, die seine Werke wertschätzten und auch weiterempfahlen. Gudrun Martin erzählt, dass sie in der Grundschule gar nicht so stolz auf den Vater gewesen sei. Es habe daran gelegen, dass, wenn der Lehrer nach dem Beruf des Vaters gefragt habe, ihr "Kunstmaler" so armselig vorgekommen sei.

Der Vater konnte von seiner Kunst leben

Jakob Bräckle konnte jedoch die Familie mit seiner Kunst ernähren. Er besaß zwar kein Auto, hätte aber wegen seines steifen Beines auch nicht fahren können, so die Tochter. Mitfahrgelegenheiten zu Kunstausstellungen, die er gerne besucht hat, habe er mit selbstgemalten Bildern bezahlt. Der Wert des Biberacher Künstlers zeigte sich auch im zweiten Weltkrieg. Als die Inflation um sich griff, versuchten die Menschen unter anderem ihr Geld in Bildern von Jakob Bräckle anzulegen.

Kunstwandel der Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg sei ihr Vater in ein Loch gefallen: Niemand wollte seine Bilder mehr sehen - nun waren abstrakte Motive gefragt. Jakob Bräckle gelang eine komplette Stiländerung und Weiterentwicklung zur abstrakten Malerei. Nach zehnjähriger Durststrecke war der "neue" Bräckle wieder gefragt. Eine große Rolle spielten dabei die besserverdienenden und kunstbeflissenen Wissenschaftler des angesiedelten Pharmaunternehmens Thomae, heute Boehringer.

"Er war zwar bescheiden und hat nie versucht möglichst viel aus sich zu machen. Aber seinen Wert kannte er."

Rund 4.000 Bilder hat Jakob Bräckle in seinem Leben gemalt. Noch immer werden einzelne für 10.000 Euro gehandelt. Viele entstanden bei der kleinen Holzhütte am Biberach Stadtrand. Heute liebt Gudrun Martin den Besuch bei der Hütte. Noch immer pflückt sie im Frühjahr die Johannisbeeren von den gleichen Sträuchern am Grundstücksrand - so wie schon in Kindertagen mit der Mutter zusammen. Die 90-jährige Tochter sagt, für sie und ihre Freundinnen gebe es noch immer keinen schöneren Platz als den bei der Maler-Hütte.

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