Das Konstanzer Ehepaar Rädeker war auf der Suche nach einem Haus auf dem Land. Das 4,6 Hektar große Anwesen der alten Mühle in Urnau war eigentlich zu groß. Doch das Paar hat sich schnell in das historische Ensemble, bestehend aus Hauptgebäude, Mühle, Backhaus und Scheune verliebt. Und Pläne, wie alles gestaltet werden soll, waren dann - im Groben - schnell geschmiedet. An Einzug ist zwar noch lange nicht zu denken, ihre Sommerferien hat die Familie nun aber in der alten Mühle in Urnau verbracht.
Die Rädekers waren besonders fasziniert von der Geschichte und den Geheimnissen, die in dem Ort stecken. Die Vorbesitzerin, Irma Rist, wohnte bis zu ihrem Tod 2018 dort und pflegte alles liebevoll, kaum etwas wurde verändert.
Irma Rist, die letzte Besitzerin, pflegte die Tradition der Müller-Familie noch jahrzehntelang. Immer samstags buk sie im alten Backhaus an die 250 Laibe Brot. Um eines der begehrten Holzofen-Brote zu ergattern, kamen die Menschen teils von Weit her.
Dokumente belegen: Widerstandskämpfer vor Nazis versteckt
Im der alten Mühle in Urnau haben die Rädeckers auch einen ganz außergewöhnlichen historischen Fund gemacht: Ein Dankesbrief belegt, dass die Urnauer 18 Widerstandskämpfern im Dritten Reich Unterschlupf gewährt haben, fünf von ihnen kamen in der alten Mühle unter. So habe die SS die Widerständler nicht gefunden.
Mühle und Sägewerk funktionieren zum Teil noch
Das Herzstück der alten Mühle sind die alten Mühlräder unter dem Gebäude. Damit wurde einst Strom für den ganzen Ort erzeugt, Mehl gemahlen und auch ein Sägewerk betrieben. Alle Gerätschaften funktionieren noch, bis auf ein Mühlrad. Dort ist eine Achse gebrochen. Die Rädekers wollen alles wieder instandsetzen.
Kuhstall wird zum Festsaal
Das Mühlrad soll wieder laufen und im alten Ofen soll wieder gebacken werden. In der Scheune werden allerdings keine Tiere mehr stehen, der Kuhstall soll zum Festsaal werden. Leben, Wohnen und Arbeiten in einer Mischung aus Vergangenheit und Zukunft, das ist die Vision der Rädekers. Beim Renovieren wollen sie möglichst viel erhalten. Das Gelände soll teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich werden.