Das zertrümmerte Heck der Tupolew, die 2002 über dem Bodensee mit einer Boeing 757 zusammengestoßen war, auf einer Straße bei Überlingen. (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/dpaweb/Mario Gaccioli (Archivbild))

20 Jahre Flugzeugkatastrophe von Überlingen

Gedenkfeier zum 1. Juli: Russische Angehörige wären willkommen

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Die Planung der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag der Flugzeugkatastrophe von Überlingen gestaltet sich aufgrund des Ukraine-Krieges schwierig. Ob russische Angehörige teilnehmen können, ist nach wie vor unsicher. Sie wären aber willkommen.

Am 1. Juli 2002 waren bei dem Zusammenstoß zweier Flugzeuge über dem Bodensee 71 Menschen ums Leben gekommen, darunter 49 Kinder aus der Region Ufa in der russischen Teilrepublik Baschkortostan, damals Baschkirien genannt. Eine Gedenkstätte an der Absturzstelle bei Überlingen im Bodenseekreis erinnert an die Opfer.

Ob die russischen Angehörigen der Absturzopfer angesichts des Ukraine-Krieges zur Gedenkwoche Ende Juni und Anfang Juli an den Bodensee reisen können, sei nach wie vor unsicher, heißt es vom Freundeskreis "Brücke nach Ufa".

Gedenkstätte Flugzeugkatastrophe Überlingen (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Felix Kästle)
Wie die Perlen einer zerrissenen Kette reihen sich an der Absturzstelle silberne Kugeln aneinander.

Seit einem halben Jahr versucht der Verein, die Anreise der russischen Hinterbliebenen zu organisieren. Doch erst hätten die deutschen Behörden Covid als Hinderungsgrund angeführt, dann den Ukraine-Krieg, so Nadja Wintermeyer, Vorsitzende des Vereins.

"Wir wünschen uns auf jeden Fall, dass das Land Baden-Württemberg als Zeichen eine Einladung für die Angehörigen ausspricht. Um hierher zu kommen, braucht man ein Visum und einen triftigen Grund, um dieses Visum zu bekommen."

An der Freundschaft zu den russischen Angehörigen der Absturzopfer hätten die politischen Entwicklungen nichts geändert.

Staatsministerium kann Anreise nicht organisieren

In früheren Jahren, wie etwa zum zehnjährigen Gedenken 2012, konnten die Hinterbliebene noch problemlos aus Russland anreisen. Das habe sich durch den Ukraine-Krieg geändert, vermeldet das Staatsministerium in Stuttgart. Das Staatsministerium ist Mitausrichter der Gedenkfeier, könne die Anreise der Hinterbliebenen aber nicht organisieren oder finanzieren, erklärte Regierungssprecher Arne Braun im SWR-Interview.

"Wir werden Angehörige der Überlebenden nicht herholen. Das ist auch in Absprache mit dem auswärtigen Amt so geregelt. Das heißt aber nicht, dass wir sie nicht willkommen heißen."

Private Einladungen sind möglich

Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler (SPD) sieht sich an diesen strikten Kurs in Stuttgart und Berlin gebunden. Die Stadt Überlingen oder das Land Baden-Württemberg seien nicht in der Lage, die internationale Politik auszublenden. Er verweist aber darauf, dass private Einladungen nach wie vor möglich und durchaus erwünscht seien. Aber:

"Es wird nicht all das möglich sein, was wir uns wünschen."

Denkbar sei beispielsweise auch eine Onlinveranstaltung, so Zeitler. Das ist den Mitglieder des Vereins "Brücke nach Ufa" aber nicht genug. Sie hoffen weiterhin, dass eine Begegnung vor Ort möglich ist.

Treffen mit Hinterbliebenen und Unglückshelfern

Die Gedenkwoche in Überlingen anlässlich des 20. Jahrestages des Absturzes soll vom 27. Juni bis 3. Juli stattfinden. Der Verein "Brücke nach Ufa" will in dieser Woche eigentlich Menschen zusammenzubringen, die die Ereignisse hautnah miterlebt haben, und den Hinterbliebenen die Möglichkeit geben, sich noch einmal am Unglücksort zu versammeln.

Auch Gesprächsrunden und kulturelle Veranstaltungen wie eine Ausstellung, eine Lesung, Führungen an der Gedenkstätte und ein Gottesdienst sind vorgesehen.

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SWR