Ein Stolperstein in Konstanz erinnert an Pius Moser. (Foto: SWR)

Gedenktafeln für Opfer des Nationalsozialismus

Mehr Stolpersteine in Konstanz gegen das Vergessen

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In Konstanz erinnern seit Donnerstag neue Stolpersteine an die Opfer der Nationalsozialisten. Es geht um Menschen, die verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Stolpersteine gibt es in ganz Europa.

Zur Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten sind am Donnerstag in Konstanz neun neue Stolpersteine eingesetzt worden. Stolpersteine liegen inzwischen in 1.800 europäischen Kommunen. In Konstanz, Kreuzlingen und Tägerwilen wurden bereits über 260 Stolpersteine verlegt.

Von der Heilanstalt Reichenau in die Tötungsanstalt Grafeneck

Die in den Boden eingelassenen Gedenksteine erinnern an Menschen, die in Konstanz gelebt haben und von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben oder getötet wurden. Einen neuen Stein gibt es zum Beispiel für Charlotte Letzelter, die mit ihren Eltern in der Konstanzer Blarerstraße wohnte. Sie litt unter Angstzuständen, galt als psychisch krank und wurde 1935 gegen ihren Willen unfruchtbar gemacht. Fünf Jahre später wurde die junge Frau aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Reichenau in die Tötungsanstalt Grafeneck gebracht und vergast.

Deportiert, gefoltert und ermordet

Zwei weitere neue Stolpersteine erinnern an die jüdischen Kaufleute Ludwig und Ricka Wolf. Ihre Schaufenster in Konstanz wurden mit antisemitischen Parolen beschmiert, schließlich wurden beide in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Ricka Wolf starb im Lager. Ludwig Wolf überlebte, wurde befreit und schaffte es, nach Amerika auszuwandern.

Und auch das Schicksal des Konstanzer Alfred Sauter soll nicht in Vergessenheit geraten: Er wurde im KZ Dachau schwer gefoltert. Die Nazis hatten ihm Hochverrat vorgeworfen, weil er mehrfach einen Schweizer Radiosender gehört hatte.

Stolpersteine sind größtes dezentrales Mahnmal der Welt

Seit 1996 werden die Stolpersteine gefertigt und verlegt von dem deutschen Künstler Gunter Demnig. Die Steine, die auf der Oberseite kleine Messingplatten mit den Namen der Opfer tragen, setzt er vor deren einstigen Wohnungen im Straßen- oder Gehwegpflaster ein. Mittlerweile gibt es rund 80.000 Stolpersteine, sie gelten als das wohl größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Künstler Gunter Demnig, hier beim Verlegen von Stolpersteinen in Pforzheim (Foto: SWR, Peter Lauber)
Der Künstler Gunter Demnig, hier beim Verlegen von Stolpersteinen.
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