Einen kirchlichen Segen zu bekommen - das ist seit Samstag auch für Menschen, die der katholischen Kirche fernstehen, möglich: in Eggartskirch bei Ravensburg. Dort wird die Pfarrkirche St. Isidor am Samstag im Rahmen eines Gottesdiensts zur "Segenskirche" erklärt.
Segen für Kinder, Paare und Kranke – ohne Einschränkungen
Es soll ein Angebot für alle sein: etwa für Eltern, die ihre Kinder zwar nicht taufen, aber segnen lassen wollen; oder für geschiedene Menschen, die zwar heiraten möchten, in der katholischen Kirche aber nicht heiraten dürfen. Ebenso für gleichgeschlechtliche Paare.
Es kann Jeder und Jede kommen, der oder die spürt, dass er oder sie gerne gesegnet sein möchte.
Warum eine Segenskirche? Die wachsende spirituelle Not
Den Segen in Eggartskirch gibt es außerdem für Landwirte, Kranke oder jeden, der einfach gesegnet werden möchte, so Pastoralreferentin Angelika Böhm. "Ich kenne diese Sehnsucht der Menschen, einen Segen zu bekommen", sagt sie. Es gebe eine weit verbreitete seelische Not bei Menschen, die nicht die Voraussetzungen der katholischen Kirche für eine kirchliche Trauung erfüllen.

Gefahr für das Gemeindeleben – bleibt die Kirche erhalten?
Die Kirche St. Isidor gehört zur Pfarrgemeinde Eggartskirch bei Ravensburg. Mit nur 56 Gläubigen ist sie eine der kleinsten Pfarreien im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Trotzdem gibt es dort noch einen eigenen Kirchengemeinderat und sogar einen Kirchenchor. Doch ob die Pfarrei eigenständig bleibt, ist offen. Denn die Leitung des Bistums Rottenburg-Stuttgart will Pfarreien zu sehr großen Seelsorgeeinheiten zusammenfassen.
Darunter könne das Gemeindeleben leiden, sagt Pastoralreferentin Böhm. Denn Seelsorger und Gläubige müssten dann teilweise große Entfernungen zurücklegen, um beispielsweise gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Die Folge für Eggartskirch könne besonders dramatisch sein: die Pfarrkirche St. Isidor würde künftig nur noch selten für Messfeiern geöffnet und den größten Teil des Jahres abgeschlossen.
Segenskirche mit Zukunft – und Stehempfang im Pfarrstadl
Das wäre aus Sicht von Angelika Böhm schade: "Die Kirche steht an einem idyllischen Ort mit Alpenblick – hier können Menschen bei Segensfeiern glücklich sein." Mit der Nutzung des Gotteshauses als Segenskirche hofft die Pastoralreferentin, dass sie als kirchlicher Begegnungsort erhalten bleibt. Und verspricht: "Wer möchte, dem organisieren wir nach der Segenfeier noch einen Stehempfang im romantischen Pfarrstadl."