Die Vorfreude auf die Naturschutztage war groß, so die Pressesprecherin des NABU Baden-Württemberg, Claudia Wild. Auch wenn diese aufgrund der Corona-Pandemie erstmals digital stattfinden müssen. Das Naturschutztreffen sei ein wichtiger Termin für alle, die sich ehrenamtlich im Naturschutz engagieren. Dort können sich die Menschen und Naturschutzgruppen gegenseitig kennenlernen, Ideen austauschen und Kontakte knüpfen.
Windräder und geschützte Vogelarten: Wie geht das zusammen?
Gleich zum Auftakt der Naturschutztage ging es um ein herausforderndes Thema. Wie kann man Artenschutz und Windkraft miteinander vereinen?
Zunächst mal deutet nichts darauf hin, dass sie so richtig dicke Freunde werden: Auf der einen Seite der Rotmilan und zahlreiche weitere zum Teil geschützte Vogel- und Fledermausarten. Auf der anderen Seite Windräder als wichtiges Element der Energiewende. Kommen Rotmilan und Co. einem Windrad zu nahe, kann es für die gefiederten Zeitgenossen lebensgefährlich werden. Immer wieder kam es in jüngster Zeit daher zu Konflikten zwischen Artenschutz einerseits und dem Ausbau der Windenergie andererseits.
„Es gibt nicht die Alternative „Windkraft oder Artenschutz“. Es gibt nur die Option „Windkraft mit Artenschutz“!
Artenschutz dürfe nicht, wie häufig geschehen, gegen den aus Klimaschutzgründen dringend notwendigen Ausbau der Windenergie instrumentalisiert werden, so Walker weiter.
Vorschlag: Vorranggebiete für Windenergieanlagen
Um aus dem Spannungsfeld zwischen Artenschutz und Windrad-Bau herauszukommen, unterbreitete Johannes Enssle, Landesvorsitzender des Naturschutzverbandes NABU, einen Vorschlag: Demnach sollten sogenannte „Vorranggebiete“ für Windenergieanlagen ausgewiesen werden – und zwar an Stellen, die laut Windatlas besonders geeignet sind. Dort könnte sich Enssle eine Lockerung der strengen Artenschutzvorgaben vorstellen. Im gleichen Zug müssten aber auch Ausschlussgebiete definiert werden, in denen geschützte Vogelarten besonders häufig vorkommen. Dort hätten dann Windräder mit all ihrem Gefährdungspotential für Fledermäuse und Vögel nichts zu suchen. In die Entscheidungsprozesse müssten Umweltverbände zudem mit am Tisch sitzen. Nur so, meint Enssle, könne man zu einer breiten Akzeptanz von Windrädern kommen.
Experten und Landesminister dabei
Drei Schwerpunktthemen stehen bei den Naturschutztagen in diesem Jahr auf dem Plan: Der Klimawandel in Baden-Württemberg, das Biodiversitätsstärkungsgesetz und die Rolle des Naturschutzes in der Gesellschaft. Neben Fachvorträgen von Experten wird auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk eine Rede halten. Die Teilnahme ist in diesem Jahr kostenlos. Die Vorträge und Seminare werden über die Video-Plattform Zoom im Internet übertragen. Die sonst üblichen Exkursionen am Nachmittag müssen ausfallen. Die Zugangsdaten zu den Veranstaltungen, die noch bis Samstagnachmittag andauern, finden Interessierte auf der Internetseite der Naturschutztage.