Überraschende Wende im Skandal um das Klinikum Friedrichshafen: Vor einigen Monaten wurde einem Chefarzt gekündigt. Nun gibt es einen Vergleichsvorschlag, nach dem er möglicherweise wieder eingestellt wird. Das geht aus einem Papier hervor, das dem SWR vorliegt. Die Tageszeitung "Südkurier" hatte zuerst darüber berichtet.
Weiterbeschäftigung des Chefarztes bis 2031?
Der Chefarzt könnte bis zum Jahr 2031 wieder am Klinikum beschäftigt werden und würde für die Zeit jedoch freigestellt werden. In den kommenden sechs Jahren würde dennoch insgesamt 2,2 Millionen Euro verdienen. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, die im Aufsichtsrat des Klinikums beraten wurde. Das Papier liegt dem SWR vor. Derzeit läuft ein Güterichterverfahren zwischen dem Arzt und dem Klinikum Friedrichshafen am Arbeitsgericht Ulm.
Eine Einigung auf einen solchen Vergleich gebe es allerdings "definitiv" nicht, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende, der Friedrichshafener Oberbürgermeister Simon Blümcke (parteilos), mit.
Der Hintergrund: Im Verantwortungsbereich des Chefarztes soll es zur Überlastung des medizinischen Personals und vermeidbaren Todesfällen gekommen sein. Der Chefarzt streitet die Vorwürfe ab. Dennoch wurde ihm vom Klinikum gekündigt. Gegen die Kündigung läuft eine Klage des Arztes.
Suizid von Ärztin hatte Ermittlungen ins Rollen gebracht
Die Vorwürfe gegen den Chefarzt hatte eine Ärztin des Klinikums erhoben, die vor rund einem Jahr Suizid begangen hatte. Ihre Schwester will nun Strafanzeige gegen die Klinikverantwortlichen wegen Untreue stellen.
Neben den strafrechtlichen Ermittlungen gab es auch eine interne Untersuchung. Es ging unter anderem um die Vorwürfe gegen den Chefarzt und Assistenzärzte des Klinikums. Bei der Vorstellung erster Ergebnisse im Juli hatte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums und Oberbürgermeister von Friedrichshafen, Andreas Brand (parteilos) bekannt gegeben, dass das Arbeitsverhältnis mit dem Chefarzt von Seiten der Klinik aufgekündigt wurde.