In Bad Waldsee ist zwei Jahre lang ein Modellprojekt zur Kurzzeitpflege getestet worden. Es wurde vom Land unterstützt. Dabei vermitteln die Solidarischen Gemeinde Reute-Gaisbeuren und die Sozialstation Gute Beth in Bad Waldsee Seniorinnen und Senioren für wenige Wochen an Gastfamilien. Das ist hilfreich, wenn Familienangehörigen zum Beispiel verreisen oder ins Krankenhaus müssen.
Nach der zweijährigen Testphase steht fest: Das Projekt wird fortgeführt, allerdings ohne Geld vom Land. Es soll zum großen Teil von Ehrenamtlichen gestemmt werden.
Einzigartiges Projekt in der Region
Liane Scharnefski-Karle fährt ihre 85-jährige Mutter nach Gaisbeuren. Wegen einer Operation ihres Mannes ist sie eine Woche lang nicht zu Hause, erzählt sie. In diesem Zeitraum will sie ihre Mutter aber nicht alleine lassen. Schon zum zweiten Mal geht es deswegen zu Gastmutter Claudia Stehle.
Bis Liane Scharnefski-Karle auf das Projekt der Solidarischen Gemeinde und der Sozialstation aufmerksam geworden ist, habe es eine Weile gedauert, sagt sie. Als sie zum ersten Mal eine Kurzzeitpflege für ihre Mutter gesucht hat, sei sie gegen eine Wand gelaufen. Sie hätte zahlreiche Pflegeheime angerufen, doch keins hätte Platz gehabt oder sei bereit gewesen, ihre Mutter für kurze Zeit aufzunehmen.
Seniorinnen und Senioren sollen Teil der Familie sein
Die Gastfamilien können und sollen aber keine Pflegeeinrichtung ersetzen, so die Solidarische Gemeinde Reute-Gaisbeuren. Ein Gästevertrag zwischen der Gastfamilie und der zu betreuenden Person regelt kleinere Aufgaben, wie zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten.
Vielmehr gehe es darum, Senioren bei bestimmten Aufgaben zu unterstützen, ein Auge auf sie zu haben und sie in das Familienleben einzubinden. Gastmutter Claudia Stehle und die 85-jährige Waltraud Scharnefski verbringen viel Zeit miteinander. Sie essen zusammen, gehen Einkaufen oder trinken Kaffee. Manchmal hilft Waltraud Scharnefski auch etwas im Haushalt mit und schält zum Beispiel Kartoffeln, sagt sie lachend.
Projekt soll bekannter werden
Das Projekt deckt einen Bedarf, von dem sicher viele Familien profitieren könnten. Trotzdem hat es während einer Laufzeit von zwei Jahren nur zwei vermittelte Aufenthalte gegeben, so die Solidarische Gemeinde Reute-Gaisbeuren. Das sei schade, weil viel Arbeit und Planung in dem Projekt stecke.
Der Vereinsvorsitzende Konstantin Eisele glaubt, dass das zwei Gründe hat: Einerseits würden sich kaum Gastfamilien melden, da diese Angst vor der Verantwortung hätten. Andererseits sei das Modell der Kurzzeitpflege in Gastfamilien auch noch recht unbekannt. Viele Familien wüssten nicht, dass sie Opa oder Oma auch nur für ein oder zwei Wochen betreuen lassen könnten. Er und der Verein bemühen sich daher, das Projekt bekannter zu machen.