Archäologen graben alte Siedluingesreste bei Beuren aus (Foto: SWR, Marlene Fuchs)

Ausgrabungen in künftigem Neubaugebiet

Archäologen finden Reste einer mittelalterlichen Siedlung bei Singen

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Marlene Fuchs

Im Singener Ortsteil Beuren an der Aach (Kreis Konstanz) sind Reste einer mittelalterlichen Siedlung gefunden worden. Aus diesen Häusern hat sich vermutlich das heutige Beuren entwickelt.

Die Löcher im Boden der Grabungsstelle am Rande von Beuren wirken auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar – doch sie stecken voller Geschichten. Denn hier haben Archäologinnen und Archäologen des Landratsamtes Konstanz bei Arbeiten für ein Neubaugebiet Reste einer mittelalterlichen Siedlung aus dem 12. oder 13. Jahrhundert entdeckt. Seit fast einem Jahr wird dort gegraben und vorsichtig die Erde umgewühlt. Die Experten sichern wertvolle Funde, die jahrhundertelang im Boden lagen. Diese erzählen nun mehr über das Leben der Menschen im Hegau vor über 800 Jahren.

Archäologen graben alte Siedluingesreste bei Beuren aus (Foto: SWR, Marlene Fuchs)
Die Fundstellen werden mit grünen Kreisen und Nummern markiert.

In regelmäßigen Abständen sind grüne Kreise auf die Erde gesprüht. Zettel mit Nummern markieren die Stellen, an denen die Historiker den Boden noch untersuchen wollen. An anderen Stellen sind schon einige gut 30 Zentimeter tiefe Löcher zu sehen. Da, wo gerade Archäologen die obere Schicht Erde umgraben, sind Pavillons und Schirme zum Schutz vor der prallen Mittagshitze aufgestellt. Drei Hofstellen haben sie gefunden, erklärte der zuständige Kreisarchäologe Jürgen Hald bei einer Führung über die Ausgrabungsstätte am Dienstag.

"Solche Einblicke in eine mittelalterliche Siedlung sind sehr selten. Meistens sind die Ortskerne heute überbaut."

Verfärbungen, Keramikscherben und Tierknochen gefunden

Vermutlich standen mehrere sogenannte Grubenhäuser dort, wo derzeit geforscht wird. In diesen Häusern wurde zum Beispiel gewebt, Keramik bearbeitet oder Essen gelagert. Außerdem standen in der Siedlung mehrere Haupt-Wohnhäuser mit 15 auf sechs Metern Grundriss. Dort lebten wahrscheinlich die Menschen zusammen mit ihren Tieren. Die Forschenden haben vor allem Verfärbungen der alten Hauspfosten im Boden gefunden, vereinzelt aber auch Keramikscherben und Tierknochen.

Visualisierung eines Grubenhauses (Foto: SWR, Marlene Fuchs)
Jürgen Hald zeigt eine Visualisierung eines Grubenhauses. So könnten die Häuser vor über 800 ausgesehen haben.

Das alles zusammen lässt Rückschlüsse auf das Leben damals zu, erklärt Ausgrabungsleiter Benjamin Hamm.

"Hier im ländlichen Raum hatten die Menschen vermutlich etwas mehr Platz als zum Beispiel in Konstanz, wo es beengter zuging. Die Häuser hatten vielleicht auch einen Garten und Weiden für die Tiere. Die Menschen damals hatten ähnliche Bedürfnisse wie wir heute."

Wie ein Puzzle mit 1.000 Teilen beschreibt Benjamin Hamm solche Ausgrabungsstätten. Aber ein Puzzle, bei dem die Wissenschaftler nur die Hälfte der Teile zur Verfügung haben, um ein Bild zu basteln. Was auch nach den Funden noch unklar bleibt, ist die Wasserversorgung der Siedlung. Die Fachleute vermuten Brunnen in den Siedlungsteilen, die außerhalb der Grabungen liegen - unterhalb des angrenzenden Wohngebiets.

Archäologen graben alte Siedluingesreste bei Beuren aus (Foto: SWR, Marlene Fuchs)
Rund 500 Fundstücke kamen in Beuren zutage, teilweise Keramikscherben und Tierknochen.

Mittelalterliches Erbe soll gewürdigt werden

Die Funde in der Ausgrabungsstätte haben Ortsvorsteher Stephan Einsiedler überrascht. Vielleicht müsse nun die Geschichte seines Dorfes ergänzt werden: Es könnte etwas älter sein als zuvor gedacht. "Burron" wurde 1228 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Vermutlich gehörte das Dorf damals zum Kloster Reichenau.

Für das künftige Wohngebiet, das in den kommenden Monaten entsteht, hat er nun schon eine Idee. Das mittelalterliche Erbe auf dem Gelände soll gewürdigt werden, sagt Einsiedler.

"Hier haben früher Beurener gelebt. Wir müssen schauen, wie wir das in der Namensfindung für die künftigen Straßen berücksichtigen können."

Die Ausgrabungen sind fast abgeschlossen. Ende Juli sollen die Bauarbeiten für die neuen Häuser beginnen.

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