Es braucht nur zwei Atemzüge, um bei einem Gebäudebrand ums Leben zu kommen. Wegen der giftigen Rauchgase zählt jede Sekunde bei der Rettung vor dem Ersticken. Das haben zehn Menschen beim Brand in einer Konstanzer Seniorenwohnanlage Anfang April erfahren. Dass die schwerst Pflegebedürftigen und Mitarbeiter der Anlage das überlebt haben, ist der schnellen und beherzten Hilfe vor Ort zu verdanken.
SWR-Reporterin Martina Meisenberg hat mit einigen Helfern gesprochen:
Michael Hilliger von Thile, der Leiter des ambulanten Pflegedienstes in der Konstanzer Seniorenwohnanlage, erinnert sich mit Entsetzen an die Schreie einer 90-jährigen Bewohnerin.
"Die hat im Treppenhaus gestanden. Und die hat geschrien. Die hat so Angst gehabt, die hat immer geschrien: 'Hilfe, ich verbrenne, ich verbrenne!' Und wir konnten nicht hoch. Wir konnten nicht hoch, du hast nicht mal die Stufen gesehen."
Sein Kollege Nikoll Pnishi kletterte spontan die Hausfassade hoch, um die Bewohnerinnen und Bewohner auf den Balkon zu retten. Nachbarn und ehemalige Feuerwehrmänner eilen mit einer Leiter herbei. Und auch ein zufällig vorbeikommender Radfahrer packt mit an.
"Ich bin eingestiegen, dann kam schon jede Menge Rauch durch die oberen Fenster raus. Ich hab dann versucht, möglichst tief reinzuschauen, und hab dann im linken Raum einen Rollstuhl gesehen, der sich eingekantet hat und noch zwei Beine drin. Und das hat mich dann veranlasst reinzugehen."
Die Spuren der Verwüstung sind auch knapp zwei Wochen nach dem Brand noch immer sichtbar. Das Haus muss komplett entkernt und saniert werden, das soll in spätestens sechs Monaten fertig sein. Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind vorerst in anderen Einrichtungen untergekommen. Geblieben sind ihnen nur ein paar persönliche Gegenstände, abgepackt in blaue Plastiktüten.
