Auf dem Schloßplatz in Stuttgart wird eine Tribüne für den Katholikentag aufgebaut. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod )

Katholikentag in Stuttgart hat begonnen

Gläubige aus Oberschwaben fordern Reformen

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Thea Thomiczek

In Stuttgart hat am Mittwoch der Deutsche Katholikentag begonnen. Auch viele Gläubige aus der Region Bodensee-Oberschwaben nehmen teil. Dabei gibt es aus der Region derzeit auch Kritik an der Kirche.

Bis zum Sonntag werden zwischen 20.000 und 30.000 Menschen in Stuttgart erwartet. Es finden mehr als 1.500 Veranstaltungen statt, dabei geht es auch um kritische Themen rund um die katholische Kirche, etwa den Umgang mit Missbrauch oder die Forderungen der Bewegung Maria 2.0, Frauen mehr Rechte in der Kirche einzuräumen.

"In Oberschwaben verändert sich Kirche"

Robert Neubauer ist pensionierter Religionslehrer und in der Dreifaltigkeitsgemeinde in Ravensburg zuhause und aktiv. Dort gestaltet er Gottesdienste musikalisch mit. Er sieht die Entwicklung der Kirche fast hoffnungslos. Gerade die jungen Leute fehlen, sagt er: "Es ist erschreckend. es ist ernüchternd und traurig zu sehen, dass sich Kirchengemeinde bei uns vor Ort radikal verändert. Da löst sich was auf."

Die Kirche kreise zu sehr um sich selbst, sagt Schwester Maria Hanna Löhlein. Sie ist die Generaloberin der Franziskanerinnen von Reute: "So lange wir nur nach Ämtern fragen, fragen wir nach Macht." Aber Jesus sei es um den Menschen gegangen, so die Franziskanerin. Und die Menschen sollten eine lebendige Kirche anstreben. Die Frauen sollten gleichberechtigt alle Weihen bekommen, sei es als Diakonin, Priesterin oder Bischöfin.

"Unser Gott hat uns als gleichwertige Personen geschaffen. Ich kann aus heutiger Sicht überhaupt nicht mehr verstehen, wieso man Frauen nicht das gleiche Amtsverständnis zutrauen kann."

Diakon Gerhard Marquard steht vor einem Kreuz und einem Marienbild. (Foto: SWR, Thea Thomiczek)
Diakon Gerhard Marquard aus Berg wünscht sich mehr Verantwortung für Frauen in der Kirche.

"Zurück zu dem, was Gottes Wort ist"

Die langjährige Diskussion um mehr Frauenrechte versteht auch Diakon Gerhard Marquard nicht mehr. Für ihn ist die Sache eigentlich klar: "Jesus Christus hat die Frauen berufen. Dass das in meiner Kirche umstritten ist, macht mir Bauchweh. Ich verliere dadurch nichts, wenn Frauen mehr Rechte in Kirche bekommen." Dennoch hat er auch Verständnis für alle Gläubigen, die nach wie vor an traditionellen Vorstellungen hängen.

Auch in Oberschwaben steigt seit Jahren die Zahl der Kirchenaustritte. Die Menschen orientieren sich um, leben ihre Spiritualität auch abseits der Kirche. Christine Neubauer war 15 Jahre lang Kirchengemeinderätin in Dreifaltigkeitsgemeinde in Ravensburg. Inzwischen trifft sie sich auch mit Freunden und anderen Gläubigen in Hauskreisen. Darin sieht sie auch ein Zukunftsmodell: "Wir müssen zurückkommen zu dem, was sagt uns Gottes Wort und was ist wichtig für unser Leben."

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