Ein Lokführer sitzt im Zug-Cockpit und steuert den Zug über die Schienen. (Foto: SWR)

Kosten übersteigen eine halbe Milliarde Euro

Ausbau der Bodenseegürtelbahn wird wohl teurer

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Die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn zwischen Friedrichshafen und Radolfzell könnte viel teurer werden als erwartet. Neue Kostenschätzungen gehen von bis zu 590 Millionen Euro aus.

Die Bahnstrecke zwischen Friedrichshafen (Bodenseekreis) und Radolfzell (Kreis Konstanz) soll in den kommenden Jahren elektrifiziert werden. Statt der bisher kalkulierten 350 Millionen Euro geht die DB Netz AG nun von bis zu 590 Millionen Euro aus. Erklären ließen sich die Mehrkosten unter anderem durch "zusätzlich erforderliche Leistungen", wie es in einer Mitteilung des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben heißt. Dazu gehörten unter anderem der Ausbau des Brandbühltunnels bei Radolfzell und zusätzliche, auf einer Strecke von 20 Kilometern benötigte zweigleisige Abschnitte. Hinzu kämen allgemeine Preissteigerungen, wie sie derzeit üblich seien.

Wunschvariante wird sehr teuer

Die Berechnung über 590 Millionen Euro bezieht sich auf die sogenannte Vorzugsvariante. Diese sieht eine stündliche Verbindung mit dem Interregio Express (IRE) zwischen Friedrichshafen und Radolfzell vor, ergänzt durch eine Regionalbahn (RB) im Halbstundentakt. Zwei sogenannte Referenzvarianten sehen lediglich Verbindungen im Stundentakt mit IRE oder RB vor, eine davon mit einer stündlichen Zusatzverbindung zwischen Friedrichshafen und Markdorf zur Hauptverkehrszeit. Aufgrund der unterschiedlichen Varianten ergibt sich für die Kostenberechnung ein Rahmen zwischen 270 Millionen Euro und 590 Millionen Euro.

"Die Kostensteigerungen für das Projekt Bodenseegürtelbahn sind eine große Herausforderung."

Der Interessenverband Bodenseegürtelbahn, in dem die Vertreter von Kommunen, Landkreisen, Industrie- und Handelskammern sowie Regionalverbände sitzen, spricht sich trotz der Kostenexplosion beim Ausbau der Bodenseegürtelbahn für die Vorzugsvariante aus. Nur mit ihr lasse sich ein verbessertes und zuverlässigeres Fahrplanangebot auf der Bodenseegürtelbahn umsetzen, heißt es. Auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hält am Ausbau der Bodenseegürtelbahn fest und erklärte: "Es ist eine gemeinsame Verpflichtung von Bund, Land und kommunaler Ebene, den klimafreundlichen öffentlichen Verkehr leistungsfähig auszubauen. Das Land unterstützt daher den Ausbau der Bodenseegürtelbahn.“

Wer soll das bezahlen?

Allerdings stellt sich die Finanzierungsfrage aufs Neue. Vereinbart ist, dass die Finanzierung auf Basis des Bundes-Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (Bundes-GVFG) zwischen Bund, Land und Region aufgeteilt wird. Die beiden Landkreise hatten bislang 70 Millionen Euro zugesagt. 60 Prozent davon wollte der Bodenseekreis übernehmen, den Rest der Kreis Konstanz. Schon diese Summe aber überfordere die beiden Landkreise, erklärten die Landräte Lothar Wölfle (Bodenseekreis) und Zeno Danner (Kreis Konstanz). Sie fordern eine erneute Prüfung der Lastenverteilung bei der Finanzierung.

"Bereits mit dem alten Kostenüberschlag und einem Eigenanteil der Region von rund 70 Millionen Euro für die Vorzugsvariante bewegen wir uns auf einem Investitionsniveau, das die Leistungsfähigkeit von zwei Landkreisen deutlich übersteigt."

Projektpartner treffen sich noch vor Weihnachten

Am 22. Dezember wollen sich Vertreter des Interessenverbandes und des Landesverkehrsministeriums treffen, um die aktuelle Kostenschätzung und eine mögliche Finanzierungsverteilung zu besprechen. Dass bei diesem Treffen schon alle offenen Fragen beantwortet werden, damit rechnet Wolfgang Heine, der Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, nicht. Aber es müsse Ziel sein, sich in den kommenden Monaten auf eine Planungsvariante und einen Finanzierungsvertrag zwischen Land, DB Netze und Interessenverband zu einigen, sagte er gegenüber dem SWR.

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