Grund für die Schließung seien Millionenverluste, die der Klinikverbund Medizin Campus Bodensee nicht in den Griff bekommen habe. Die Akutstationen am Krankenhaus in Weingarten wurden deshalb schon zu Jahresbeginn geschlossen. Nicht dringliche Operationen aber sollten eigentlich noch über ein Jahr lang erfolgen.
Corona-Krise gab den Ausschlag
Die vorzeitige Schließung ist aber auch eine Auswirkung der Coronapandemie. Denn seit Mitte März war das Krankenhaus in Weingarten als Reserve für Covid-19-Patienten gedacht. Damit wurden die Operationen eingestellt und das wirtschaftliche Fundament brach weg. Für die Verantwortlichen stellte sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, den Betrieb wieder hochzufahren. Das sei sorgfältig geprüft worden, sagte Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand (Freie Wähler). Mit dem Ergebnis: Es käme die Klinik teuer zu stehen, deswegen wolle man einen Antrag auf Planinsolvenz stellen.
Planinsolvenz soll Geld sparen
Planinsolvenz heißt, dass der Klinikverbund versucht, sich mit den Gläubigern zu einigen. Zum Bespiel darauf, Wartungskosten für medizinische Geräte, die jetzt nicht mehr gebraucht werden, auch nicht bezahlen zu müssen. Die Stadt Friedrichshafen hofft, durch die Planinsolvenz Geld zu sparen. Sie spricht von maximal 15 Millionen Euro, die sie noch zu schultern hätte. Zustimmen müssen noch die Gemeinderäte von Friedrichshafen und Weingarten, die Sitzung sind in den nächsten eineinhalb Wochen.
360 Mitarbeiter betroffen
Betroffen sind 360 Mitarbeiter. Alle haben das Angebot erhalten, im Klinikverbund weiterzuarbeiten, also an den Klinik-Standorten Friedrichshafen und Tettnang. Etwa 300 haben bereits zugestimmt, rund 60 Mitarbeiter verlassen den Klinikverbund, berichtete Geschäftsführerin Margita Geiger. Insgesamt kostet der Sozialplan für die Mitarbeiter im Krankenhaus 14 Nothelfer gut vier Millionen Euro, hieß es.
Klinik wurde zum Millionengrab
Der Medizin Campus Bodensee hatte das defizitäre, einst städtische Krankenhaus 2013 übernommen. Zusammen mit nötigen Investitionen kostete die Weingartener Klinik die Stadt Friedrichshafen, die Zeppelinstiftung und den Klinikverbund insgesamt rund 40 Millionen Euro. SWR-Reporter Dirk Polzin mit einer Chronik des Niedergangs: