Lothar Wölfle am Schreibtisch. Nach 16 Jahren im Amt verabschiedet sich der Landrat des Bodenseekreises in den Ruhestand. (Foto: SWR, Tina Löschner)

Großer Zapfenstreich am Freitag

Landrat Lothar Wölfle geht nach 16 Amtsjahren in den Ruhestand

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INTERVIEW
Tina Löschner
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Kristina Priebe
Kristina Priebe (Foto: SWR)

Letzte Arbeitswoche für den Landrat des Bodenseekreises. Im Interview erzählt Lothar Wölfle (CDU), was er nicht vermissen wird und welche Projekte beim Abendessen besprochen wurden.

Die letzten Arbeitstage liegen hinter dem Landrat des Bodenseekreises, Lothar Wölfle. Der Chef von 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Landratsamt in Friedrichshafen geht nach 16 Jahren im Amt in den Ruhestand. 65 Jahre alt ist er Mitte April geworden, für eine dritte Amtszeit wollte er nicht kandidieren. Am Freitag wurde er mit einem großen Zapfenstreich der Bürgermiliz Sipplingen verabschiedet. Warum das ein emotionaler Moment ist, hat er SWR-Moderatorin Tina Löschner im Vorfeld erzählt.

SWR Aktuell: In 16 Jahren Amtszeit sammelt sich in einem Büro einiges an. Haben Sie schon die eine oder andere Kiste gepackt?

Lothar Wölfle: Ich habe tatsächlich aufgeräumt. Es gibt noch ein Sideboard, das noch auszuräumen ist, das kriege ich noch hin bis zum Ende meiner Zeit. Ich werde meinem Nachfolger ein sauberes Büro hinterlassen.

SWR Aktuell: Als Landrat sitzen Sie aber ja nicht nur am Schreibtisch, sondern sind auch im Landkreis präsent. Da gehören Spatenstiche und das Durchschneiden von Bändern dazu. Haben Sie einen Überblick, wie oft Sie in den 16 Jahren zu Spaten und Schere gegriffen haben?

Wölfle: Nein, das weiß ich in der Tat nicht. Ich kann mich natürlich an die ganz großen Dinge erinnern. Das erste große Bauwerk, das zu meiner Amtszeit errichtet wurde, war die Erweiterung des Berufsschulzentrums in Friedrichshafen. Kürzlich haben wir die sanierten Gebäude des Bildungszentrums in Markdorf eingeweiht - insofern schließt sich der Kreis: Mit einer Schule habe ich begonnen, mit einer Schule höre ich auf. Den Spatenstich für die Umfahrung Markdorf hätte ich gerne noch gemacht, da kam uns die Zauneidechse dazwischen. Aber mein Nachfolger Herr Prayon darf auch was machen.

SWR Aktuell: Wie viel Geld ist während Ihrer Amtszeit in solche Projekte investiert worden?

Wölfle: Wenn ich mal davon ausgehe, dass wir so im Jahr etwa 25 bis 30 Millionen Euro investiert haben, dann kann man sich ausrechnen, was in 16 Jahren zusammengekommen ist. Das ist schon eine ganz ordentliche Summe, die, glaube ich, den Bodenseekreis ein Stück weitergebracht hat.

SWR Aktuell: Gab es Projekte, die Ihnen schlaflose Nächte bereitet haben?

Wölfle: Die Südumfahrung Markdorf war ein Riesenthema, das hat mich vom ersten Tag an begleitet. Wir haben den Rechtsstreit über zwei Instanzen geführt, jetzt kann gebaut werden, wenn wir das Thema Zauneidechse in den Griff bekommen. Natürlich gibt es eine Vielzahl von Projekten, die einen begleiten. Dass Planungsprozesse sehr lange brauchen, dieses Thema beschäftigt uns landesweit. Aber das ist nun mal der Preis, den die Demokratie einfordert.

SWR Aktuell: Wie lief denn die Zusammenarbeit mit den benachbarten Kreisen?

Wölfle: Wir haben das sogenannte Bodensee-Landräte-Treffen, da treffen sich die Kollegin aus Sigmaringen, die Kollegen aus Lindau, Konstanz, Ravensburg und ich regelmäßig. Das hat mal angefangen als gemütliches Abendessen, mittlerweile haben wir ein intensives Arbeitsessen draus gemacht. Nehmen Sie das Thema Bodo - da arbeiten wir zusammen, und auch beim Thema Abfallwirtschaft. Das klappt auch menschlich sehr gut.

SWR Aktuell: Gibt es auch etwas, das Sie garantiert nicht vermissen werden?

Wölfle: Definitiv das Thema schwierige Kommunikation. Es gibt eben leider Menschen, die sind nicht in der Lage sich vernünftig zu artikulieren, sodass es immer gleich in die persönlichen Vorwürfe geht, sei es am Telefon, per Mail, per Brief oder wie auch immer. Das ist unschön, und das werde ich definitiv nicht vermissen. 

SWR Aktuell: Sie bekommen am Freitag in Hagnau einen Großen Zapfenstreich: Wird das eine emotionale Verabschiedung?

Wölfle: Ein Großer Zapfenstreich ist schon etwas sehr Emotionales und ich habe mich riesig gefreut, dass der Kreisblasmusikverband und die Bürgermiliz Sipplingen zu mir gekommen sind und gesagt haben, dass sie den Großen Zapfenstreich geben würden. Ja, das wird eine emotionale Situation sein. Ich empfinde es als riesige Ehre und das freut mich. 

Zapfenstreich für Lothar Wölfle zum Abschied (Foto: Pressestelle, Robert Schwarz/Landratsamt)
Mit einem großen Zapfenstreich ist Lothar Wölfle aus seinem Amt verabschiedet worden.

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